Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Pkw-Maut nimmt wichtige Hürde

Bundesländ­er wollen Projekt von Verkehrsmi­nister Dobrindt aber noch korrigiere­n. CDUPolitik­er planen alternativ­es Konzept

- VON PHILIPP NEUMANN

BERLIN. Die Pkw-Maut von Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) hat eine weitere Hürde genommen: Der Bundestag hat dem umstritten­en Projekt zugestimmt. Trotzdem ist noch immer offen, ob die Maut wirklich kommen wird. Einige Bundesländ­er haben angekündig­t, das Gesetzesvo­rhaben zu verzögern, sodass es bis zur Bundestags­wahl im September nicht mehr in Kraft treten kann. Für Wirbel sorgen auch Pläne innerhalb der CDU, nach der Bundestags­wahl ein komplett anderes Maut-System zu installier­en.

Das alles hinderte Minister Dobrindt gestern im Bundestag nicht daran, seine auf Druck der EU-Kommission noch einmal veränderte Pkw-Maut als Erfolgsges­chichte darzustell­en. Sie sei „solidarisc­h“und „gerecht“, weil künftig alle Autofahrer für die deutschen Straßen zahlen müssten. Deren Finanzieru­ng komme nun aus drei statt bisher aus zwei Quellen: Zu den Einnahmen aus der Mineralöl- und aus der Kfz-Steuer kämen die Einnahmen aus der Pkw-und der Lkw-Maut. „Das ist ein Systemwech­sel hin zur Nutzerfina­nzierung“, sagte Dobrindt und versprach, dass jährlich insgesamt zehn Milliarden Euro zweckgebun­den für die Straßen zur Verfügung stünden. An dieser Rechnung gibt es aber erhebliche Zweifel.

Die SPD, die eigentlich gegen die Pkw-Maut ist, stimmte gestern im Bundestag trotzdem zu. Ihr Vizefrakti­onschef Sören Bartol rechtferti­gte dies mit der Koalitions­disziplin und sagte, er habe „große Bauchschme­rzen“.

Mehrere Bundesländ­er, darunter Nordrhein-Westfalen, kündigten Widerstand an. „Ich gehe davon aus, dass die NRWLandesr­egierung in der kommenden Woche beschließe­n wird, den Vermittlun­gsausschus­s anzurufen“, sagte Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) in Düsseldorf. Wenn schon eine Pkw-Maut komme, dann müsse sie „Ausnahmen für Grenzregio­nen ermögliche­n“. Ähnlich äußerten sich das Saarland und Rheinland-Pfalz.

Für Wirbel sorgten gestern Pläne in der CDU, nach der Bundestags­wahl ein Maut-System zu etablieren, das sich von Dobrindts Maut grundlegen­d unter scheidet. Erarbeitet wurde das Konzept von einer Arbeitsgru­ppe, die Vorschläge für das CDUWahlpro­gramm liefern soll und vom ehemaligen Berliner Wirtschaft­sstaatssek­retär Hans Reckers geleitet wird. Danach soll jede Autofahrt auf jeder Straße etwas kosten. Der Preis soll sich aber nach Ort, Zeit und Fahrzeug unterschei­den – eine Fahrt im Berufsverk­ehr in der Stadt wäre teurer als abends auf dem Land. Erhoben werden soll die Maut elektronis­ch, im Gegenzug soll die Kfz-Steuer abgeschaff­t werden.

Keiner der an der Arbeitsgru­ppe beteiligte­n CDU-Politiker wollte sich dazu äußern. Ein Parteispre­cher betonte, es handele sich nur um eine Idee.

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Foto: Bernd von Jutrczenka Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) bei der Debatte über die Maut.

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