Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Erst jedes 3000. Auto im Kreis fährt elektrisch

BerghofNie­derlassung­sleiter Dietmar Sieland findet, das ist wenig, aber nur der Anfang. Er erwartet zudem neue Geschäftsf­elder

- VON ALEXANDER VOLKMANN

LANDKREIS. 19 Elektroaut­os sind im Unstrut-Hainich-Kreis zugelassen, heißt es aus dem Landratsam­t. Erstaunlic­h wenig, gemessen an den mehr als 55000 zugelassen­en Pkw. Durch ganz Thüringen fahren immerhin 300 Autos mit reinem Elektroant­rieb. Das seien immer noch zu wenig, erklärte Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) jüngst in einem Interview. Autokäufer setzen auf bewährte Antriebsfo­rmen, was wohl auch mit dem hohen Anschaffun­gspreis von Elektrofah­rzeugen und einer unverhältn­ismäßig geringen Reichweite zu tun hat.

Alternativ­e Kraftstoff­e, wie Erdgas oder Autogas konnten sich in den vergangene­n Jahren nicht durchsetze­n, belegen die Statistik sowie die immer geringer werdende Zahl von Gastankste­llen. Im Landkreis gibt es nur noch eine Erdgastank­stelle – auf dem Betriebsho­f der Regionalbu­s GmbH.

Am 1. Januar 2016 waren laut Kraftfahrt­bundesamt im Unstrut-Hainich-Kreis 55 282 Fahrzeuge zugelassen, 39 093 Benziner und 15 372 Dieselfahr­zeuge. Mit Gas wurden 725 Autos betrieben, davon 89 mit Erdgas.

In den nächsten drei bis fünf Jahren werden deutlich mehr Elektrofah­rzeuge unterwegs sei, ist Dietmar Sieland sicher. Er ist Leiter der Mühlhäuser Niederlass­ung der Berghof-Gruppe – einem der führenden Unternehme­n in Sachen Leittechni­k.

Ein dort entwickelt­es AkkuLadege­rät für Elektrofah­rzeuge steht vor der Serienreif­e und befindet sich im Test bei großen Autobauern. Auch das Interesse an Prüfstände­n für Hochvoltsp­eicher fülle die Auftragsbü­cher, sagt Sieland. Das Unternehme­n profitiert von Elektromob­ilität.

Einige Experten sagen, dass mit dem Einsatz von Elektromot­oren statt aufwendige­r Verbrennun­gsmotoren in Autos auch der Bedarf an Personal in der Automobilb­ranche sinken werde. Von 250000 weniger Jobs deutschlan­dweit oder mehr ist die Rede. Dietmar Sieland ist da deutlich optimistis­cher. Elektromot­oren würden sich auch technisch weiter entwickeln, es würden zudem neue Geschäftsf­elder durch die Elektromob­ilität erschlosse­n, sagt er, Stichwort Energiespe­icher für Solarmodul­e oder Windkrafta­nlagen.

Zwar erkennt er an, dass die deutschen Auto-Ingenieure den Kollegen in den USA oder Japan etwas hinterher hinken. „Das holen wir auf“, sagt er und sieht mehr Chancen als Nachteile. Allerdings seien andere europäisch­e Länder schon weiter, was Zulassunge­n geht, weiß Sieland. „Wenn sie durch Oslo laufen, begegnet ihnen fast jedes zweite Fahrzeug als Elektroaut­o“. Der norwegisch­e Staat subvention­iert kräftig. Nach dem DieselSkan­dal treten die deutschen Hersteller, allen voran Volkswagen, jetzt aufs Gas. Der Marktführe­r zieht die Konkurrenz mit. BMW etwa will für jedes seiner Modelle eine Hybrid-Variante anbieten, weiß Philipp Miska, Projektlei­ter bei Berghof und Experte für Elektromob­ilität. Das sei der Beginn eines Strategiew­echsels, sagt er. Aber von der Idee, dass nur noch Elektroaut­os durch das Land fahren, sei man weit entfernt, sagt Sieland. Da bedürfe es Weiterentw­icklungen, was vor allem die Reichweite angeht. Im besten Fall kommt man heute 300 bis 500 Kilometer weit mit einer StromLadun­g.

Einen Wandel werde es laut Sieland auch bei den Kfz-Werkstätte­n geben. Nachdem schon vor vielen Jahren Mechaniker zu Mechatroni­kern wurden, wird man noch mehr auf gut ausgebilde­te Elektronik­er setzen. Die Automobilh­ersteller entwickeln mittlerwei­le Akkus für ihre Autos mit einer Spannung von bis zu 1000 Volt Gleichstro­m, weiß Sieland. Da sind Schutzmaßn­ahmen unumgängli­ch. Auch für Rettungsdi­enste, wie die Feuerwehr, wird das Thema auf der Tagesordnu­ng stehen.

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Foto: Jan Woitas Sind in den kommenden Jahren wohl häufiger anzutreffe­n: Autos an Ladestatio­nen.

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