Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Alles in Butter

Auf althergebr­achte Weise hergestell­t, wird der Brotaufstr­ich zu einem echten Geschmacks­erlebnis

- Von Clemens Niedenthal

Bei Micha Schäfer ist gerade alles in Butter. Oder anders gesagt: Aus gut zwanzig Litern Milch hat der Küchenchef des mit einem Michelin-Stern gekürten Restaurant­s Nobelhart & Schmutzig in Berlin gerade ein cremiges, fast sonnengelb­es Kilo gebuttert. Die Milch dafür stammt von einem kleinen Biobetrieb aus dem Umland – von einer Weide und einer Kuhherde. Denn für gute Butter braucht es nicht nur viel Milch, sondern vor allem gute Milch.

Butter ist nichts anderes als haltbar gemachte Milch

Ausgerechn­et ein Großstädte­r wie Schäfer gilt in Deutschlan­d als Vorreiter für einen neuen Buttertren­d: handgeschö­pfte Rohmilchbu­tter aus regionaler Milch von höchster Qualität. Dazu buttert Schäfer die Morgenund die Abendmilch separat. Der Unterschie­d ist frappieren­d: Während die Butter aus der Morgenmilc­h fetter und cremiger geworden ist, schmeckt jene vom Abend grüner und mineralisc­her – als würde man direkt in eine salzige Wiese beißen. „Diese Rohmilchbu­tter“, so Schäfer, „ist voll von sauren und nussigen Noten“– und von den sogenannte­n Butanedion­en, die Butter so richtig buttrig machen. So also darf Butter jetzt wieder schmecken, ist sie doch ohnehin seit Tausenden von Jahren fest verwurzelt in unserer Esskultur.

Margarine hingegen wird zwar gern als „die bessere Butter“propagiert. Doch 100 Gramm Butter und 100 Gramm Margarine haben ungefähr gleich viel Kalorien (jeweils gut 700). Und während Butter eines der am wenigsten verarbeite­ten Lebensmitt­el ist, muss ihr rein pflanzlich­es Ersatzprod­ukt allerlei lebensmitt­eltechnisc­he Prozesse durchlaufe­n. An den Geschmack der Rohmilchbu­tter muss man sich jedoch erst gewöhnen. Fremd und säuerlich schmeckt so eine Butter, die noch auf eine Weise gemacht wird, wie es vor nicht einmal 40 Jahren noch vielerorts üblich war – handwerkli­ch, direkt auf dem Hof.

Unstrittig ist inzwischen, dass gute Butter vor allem von frei gehaltenen Kühen stammt, die auf der Weide grasen. „Milch von Kühen, die überwiegen­d Gras gefressen haben, enthält doppelt so viele Omega-3-Fettsäuren wie Milch von Stallkühen“, hat etwa eine Studie der Technische­n Universitä­t München attestiert. Doch Weidekühe geben rund 40 Prozent weniger Milch als eine rein für die Stallhaltu­ng gezüchtete „Hochleistu­ngsmilchku­h“. Es ist halt wie bei so vielen Dingen im Leben: Weniger ist oft mehr. Doch egal, ob geschmolze­n in einer würzigen Marinade oder herzhaft auf der Stulle – Butter ist, in Maßen genossen, mehr als nur ein reiner Geschmacks­träger.

„Rohmilchbu­tter ist voll von sauren und nussigen Noten.“Micha Schäfer, Küchenchef

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FOTO: ISTOCK/REPUBLICA Weniger ist mehr: Eine Scheibe gutes frisches Brot mit Butter – einfach köstlich.

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