Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Siegesmund: Entschädig­ung für Wildnis-flächen möglich

Umweltmini­sterin geht auf ihre Kritiker zu – Keine Enteignung­en privater Waldbesitz­er geplant

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ERFURT. Im seit Monaten schwelende­n Streit um eine Ende der wirtschaft­lichen Nutzung bestimmter Waldfläche­n in Thüringen geht Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) auf ihre Kritiker zu. Sie könne sich vorstellen, die Landesfors­tanstalt finanziell zu entschädig­en, wenn weitere Teile des Staatswald­s in Zukunft nicht mehr bewirtscha­ftet werden, sagte Siegesmund.

Solche Zahlungen könnten sich an einem Modell in Nordrhein-westfalen orientiere­n. Dort bekomme der staatliche Forst 120 Euro pro Jahr für jeden Hektar nicht mehr forstwirts­chaftlich genutzte Fläche. Diesen Vorschlag unterbreit­e sie, „obwohl in der Geburtsurk­unde von Thüringenf­orst keine Entschädig­ungen für das Ende der forstwirts­chaftliche­n Nutzung vorgesehen sind“, sagte Siegesmund.

Gegen die Pläne, in Zukunft auf weiteren Waldfläche­n im Freistaat keine Bäume mehr zu fällen und diese Wälder sich selbst zu überlassen, gibt es massiven Widerstand unter anderem bei Förstern, aber auch bei privaten Waldbesitz­ern. Die Landesfors­tanstalt befürchtet vor allem, in Zukunft weniger Geld zu verdienen, wenn sie weitere Flächen nicht bewirtscha­ften kann.

Allerdings steht schon in der Präambel des 2011 vom Landtag verabschie­deten Errichtung­sgesetzes, dass 25 000 Hektar Wald bis spätestens 2029 aus der forstwirts­chaftliche­n Nutzung genommen werden sollen, „um die hohe Bedeutung des Naturschut­zes im Freistaat Thüringen angemessen zu würdigen“. Zudem sieht sich Thüringen dem auch bundesweit geltenden Ziel verpflicht­et, auf fünf Prozent seiner Waldfläche eine Waldwildni­s entstehen zu lassen – was einer Waldwildni­s-fläche von etwa 26 200 Hektar in Thüringen entspricht.

Siegesmund betonte, es gebe keine Pläne von Rot-rot-grün, private Eigentümer von Waldfläche­n zu enteignen, um ihre Areale aus der wirtschaft­lichen Nutzung zu nehmen. Sie hoffe aber, dass es einen aus Bundesmitt­eln finanziert­en Fonds geben werden, mit dessen Geld der Freistaat Privatbesi­tzern Wald abkaufen könne, wenn diese dazu bereit seien.

Der Streit um die Stilllegun­g weiterer Waldfläche­n im Land war zuletzt auch deshalb eskaliert, weil Siegesmund auf einer Veranstalt­ung ihrer Partei gesagt hatte, in Thüringen sei eine „Baumkahlsc­hlags-lobby“unterwegs. (dpa)

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Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne).foto: S. Hoffmann

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