Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

„Dieser Ton ist unangemess­en“

Gebietsref­orm :Eichsfeldl­andrat kritisiert Äußerungen Harald Zankers

- VON SABINE SPITZER UND SILVANA TISMER

LANDKREIS. Der Landrat des Unstrut-hainich-kreises, Harald Zanker (SPD), geht davon aus, dass Mühlhausen Kreissitz bleibt. Scharfe Kritik äußerte er jetzt allerdings am Eichsfeldl­andrat Werner Henning (CDU). Dieser habe in einem Brief an Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) unter anderem gefordert, dass die Struktur und Arbeitswei­se seines Eichsfeldk­reises in den neuen Kreis übernommen wird (unsere Zeitung am 22. Mai).

„Das Eichsfeld-recht wird uns übergestül­pt wie bei Leibeigene­n“, kritisiert­e Harald Zanker. Trotzdem verwies er auf die besseren Strukturen beim Nachbarn. Aber die seien nicht erarbeitet worden. Der Kreis habe einfach Glück gehabt. So gebe es im Eichsfeld beispielsw­eise das Katasteram­t, das Schulamt, das Straßenbau­amt.

Werner Hennings Äußerungen kritisiert­e auch der Linkelandt­agsabgeord­nete Jörg Kubitzki aus Mühlhausen im Gespräch mit unserer Zeitung. „Das ist für jeden im Unstruthai­nich-kreis ein Schlag ins Gesicht.“ Er geht davon aus, dass Hennings Brief Folgen hat. Seiner Meinung nach bekomme nun der Uh-kreis die 29 Millionen Euro nicht mehr, die das Innenminis­terium im April für die Schuldenti­lgung in Aussicht stellte. „Den Ton halte ich für unangemess­en", reagiert Eichsfelds Landrat Werner Henning. Im Übrigen interessie­re ihn die Vergangenh­eit auch nicht. Ihn interessie­re nur, wie das Land beabsichti­ge, die Altlasten des Uh-kreises so zu bewerten, dass sie bei einer möglichen Fusion den neuen Großkreis nicht belasten – nicht den Unstruthai­nich-kreis, aber auch nicht das Eichsfeld. „Ich habe diese Altlasten nicht zu verantwort­en. Wie sie zustande gekommen sind, darüber sollte Herr Zanker einmal nachdenken. Aber ich will es auch gar nicht wissen“, stellt Henning klar.

Der Unstrut-hainich-kreis sei de facto insolvent, komme ohne Bedarfszuw­eisungen nicht aus. „Das Land ist der Gläubiger, also rede ich mit dem Land. Und auch darüber, wie die Altlasten und vorhandene­s Vermögen kaufmännis­ch bewertet werden.“Man müsse schließlic­h genau wissen, woran man sei, sollte es eine Fusion beider Kreise geben. Und die Fragen, die er an Bodo Ramelow in seinem Brief gestellt habe, seien auch an ihn gerichtet und nicht an den Unstrut-hainich-kreis.

„Ich halte es daher für völlig unangemess­en, so zu argumentie­ren, wie es Herr Zanker und Herr Kubitzki gerade tun. Meine Sorge gilt nicht der Vergangenh­eit, sondern der Zukunft“, so Henning. Eine Zukunft für die Kinder und Kindeskind­er der Region, nicht mehr aber auch nicht weniger. Daher sehe er sich weiter in der Rolle eines Geschäftsf­ührers des Eichsfelde­s.

„Wir brauchen keine Fusion“, sagt klipp und klar Gerald Fischer von der Initiative „Pro Eichsfeld“als Reaktion auf die Vorwürfe von Uh-landrat Harald Zanker (SPD). Mit dem alternativ­en Vertrag einer Verschmelz­ung des Unstrut-hainich-kreises auf den Landkreis Eichsfeld – bei dem die Region UH von heute auf morgen alle Schulden los wäre – habe sich Eichsfeld-landrat Werner Henning im Sinne der Eichsfelde­r schon sehr weit aus dem Fenster gelehnt, schätzt Fischer ein.

„Mit diesem Rettungspr­ogramm hätte er für den Nachbarkre­is mehr erreicht, als Landrat Zanker in seiner ganzen Amtszeit.“Derartige Äußerungen aus dem Nachbarkre­is ließen darauf schließen, dass keine Fusion mit dem Landkreis Eichsfeld gewünscht ist. „Soll er doch endlich den Antrag stellen, dass er mit Mühlhausen in den wirtschaft­lich viel stärkeren Wartburgkr­eis will“, wendet sich Fischer an Zanker.

„Unser Landrat macht sich wenigstens Gedanken, wie einem der schwächste­n und stark verschulde­ten Landkreise Thüringens wieder auf die Beine geholfen werden kann. Wir kommen auch allein zurecht“, so Gerald Fischer.

Die hohe Zustimmung zu der noch laufenden Unterschri­ftenaktion spreche für sich. Mit den erneuten Vorwürfen habe Zanker ein Grenze überschrit­ten und den Landgraben erneut vertieft. „Er argumentie­rt unsachlich und wirklichke­itsfremd. Kein Kaufmann sondern eben ein Propagandi­st.“

Eichsfeld komme auch alleine klar

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Der Eichsfeld-landrat Werner Henning (rechts) kontert Aussagen von Harald Zanker, Landrat vom Unstrut-hainich-kreis, zur Gebietsref­orm. Fotos: Daniel Volkmann, Fabian Klaus
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