Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Abriss macht Platz für Seniorenheim in Heyerode
Auf dem Gelände entstehen Tagespflege und altersgerechte Wohnungen – Pflegedienst investiert zwei Millionen Euro
Der ehemalige Strickbetrieb in Heyerode wird seit Anfang der Woche abgerissen. An seiner Stelle soll ein Senioren wohnheim gebaut werden. Der Pflegedienst Medicare aus dem Ort in der Südeichsfeldgemeinde arbeitete bislang nur ambulant. Mit dem Grundstück haben Roberto und Isabelle Seybusch von Medicare nun einen geeigneten Platz für eine Tagespflege mit Wohnplätzen gefunden.
HEYERODE. Seit Anfang der Woche knabbert sich der Bagger durch das dreistöckige Gebäude in der Heyeröder Brüderstraße. Der ehemalige Betriebsteil des Eichsfelder Obertrikotagenwerkes Dingelstädt (EOW), in dem bis zur Wende und einige Zeit danach Strickwaren produziert wurden, wird jetzt platt gemacht. Dort entsteht Ende des Jahres, so der Zeitplan der neuen Eigentümer, ein modernes Gebäude mit Garten – Wohnraum und Aufenthaltsort für ältere Menschen.
Der Pflegedienst Medicare aus Heyerode, bislang als ambulanter Dienst unterwegs, hat das Objekt schon vor einigen Jahren ins Auge gefasst. Roberto und Isabelle Seybusch von Medicare sagen, es sei nicht leicht gewesen, ein entsprechendes Gebäude in Heyerode zu finden. Bauplätze in entsprechender Größe sind rar im Ort.
Anfangs scheiterte der Kauf des Objektes an den unterschiedlichen Vorstellungen der Erbengemeinschaft. Doch seit November 2015 ist das Objekt samt 900-Quadratmeter-grundstück im Besitz des Pflegedienstes. Mehrere Gutachten, darunter zur Schadstoffbelastung des Bodens wurden erstellt.
Ganz am Anfang stand der Plan, das alte Fabrikgebäude zu sanieren, erklärt Roberto Seybusch, doch die Räume seien mit drei Metern viel zu hoch für die angedachte Nutzung. Auch der Keller werde nicht benötigt – deshalb die Entscheidung zum Abriss. Übrig bleibt vom einstigen Betrieb wohl nur ein Eowschild aus Press-span, das Roberto Seybusch noch vor den Baggerarbeiten abmontierte. Es soll einen Platz im neuen Gebäude finden, sagt er.
Geplant ist darin eine Tagespflege im Erdgeschoss mit 15 Plätzen sowie ein Wohnbereich in der zweiten Etage mit Platz für zwölf Bewohner. Diese haben dann jeweils ein Zimmer als Wohn- und Schlafbereich sowie ein eigenes Bad. Gemeinschaftsraum und Küche werden gemeinsam genutzt, so das Konzept. In der dritten Etage des Gebäudes, das insgesamt deutlich niedriger wird als das jetzige, werden sieben altersgerechte Wohnungen mit Dachterrasse entstehen. „Von dort aus kann man über das gesamte Dorf schauen“, sagt Geschäftsführerin Isabelle Seybusch.
„Wir betreuen seit 2007 Menschen in der ambulanten Pflege, viele sind uns an Herz gewachsen, vertrauen uns“, sagt sie, „wenn jetzt eine Tagespflege oder stationäre Pflege ansteht, können sich die älteren Menschen weiter auf uns verlassen“.
Etwa ein Jahr verging für die Planungen. Ende des Jahres könnte der Rohbau stehen, so der Wunsch der Unternehmerfamilie. Ein Einfamilienhaus gegenüber, das jetzt eher zufällig zum Verkauf stand, soll das neue Büro des Pflegedienstes werden. Etwa zwei Millionen Euro sind als Investition in der Brüderstraße kalkuliert. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 25 Mitarbeiter. Mit der neuen Einrichtung könnten langfristig bis zu 15 weitere hinzu kommen, hieß es. Der Bedarf an alternativen Wohnformen sei da, sagt Roberto Seybusch, ebenso der Wunsch älterer Menschen, auch im hohen Alter noch im Heimatort zu leben.