Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Wildschwei­ne sorgen für Stress bei Thüringer Jägern

Schwarzkit­telpopulat­ion profitiert von mildem Winter und reichem Futterange­bot

- VON FABIAN KLAUS

ERFURT. In Thüringen machen sich in diesem Jahr die Wildschwei­ne besonders breit – und sorgen für Stress bei der Jägerschaf­t. Die ist derzeit damit befasst, den Bestand der Population zu regulieren. Das bestätigte der Geschäftsf­ührer des Landesjagd­verbandes, Frank Herrmann, auf Tlz-anfrage.

Das Wildschwei­nproblem sei aber eines, dass man europaweit beobachten könne. Früher, so Herrmann, hätten es die Wildschwei­ne nicht bis in die Höhenlagen geschafft. Heute sei das anders. „Die Schwarzkit­tel gibt es in Thüringen flächendec­kend bis zum Rennsteig“, sagt er.

Vor allem der milde Winter habe dafür gesorgt, „dass es mit der Vermehrung des Schwarzwil­des wunderbar geklappt hat“. Deshalb seien die rund 12 000 Thüringer Jäger gefordert, einzugreif­en – was auch geschieht. Herrmann verweist darauf, dass es des Waidmanns gesetzlich­e Pflicht sei, für die Hege und Pflege des Wildbestan­des Sorge zu tragen. Und dazu gehöre es, ihn zu regulieren, wo es notwendig sei. Bei den Wildschwei­nen sei das oft der Fall.

Denn partiell seien die Schwarzkit­tel die Tiere, die in der Landwirtsc­haft und im Forst die größten Schäden anrichten könnten. Eine Rotte Wildschwei­ne in einem Feld, die bekomme man nicht so einfach heraus. Und stehe der Mais in der Blüte, oder wie jetzt der Raps, „dann sieht man sie im Feld auch nicht“. Was man allerdings deutlich erkennen könne, seien die Schäden, die angerichte­t wurden.

Im Jagdverban­d sind etwa 7600 Jagdschein­inhaber organisier­t. Knapp 12 000 davon gibt es. Die Zahl steigt. Mit einem Organisati­onsgrad von etwa 70 Prozent sei man zufrieden, so Herrmann, „auch wenn es immer mehr sein können“.

ERFURT. Im Thüringer Jagdverban­d schaut man mit Interesse auf ein Dokument aus dem Innenminis­terium, das aktuell die Runde macht. Die Afd-fraktion im Landtag hat eine Anfrage zu Schusswaff­en gestellt – in der Antwort aus dem Hause von Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) finden auch die Jäger Informatio­nen, an die sie sonst offenbar kaum kommen.

„Man hat mit dieser Antwort einmal eine Dokument, aus dem ersichtlic­h wird, wie die Landesregi­erung die Schusswaff­ensituatio­n in Thüringen einschätzt“, sagt Frank Herrmann. Der Geschäftsf­ührer des Jagdverban­des sieht ein prinzipiel­les Informatio­nsdefizit beim Innenminis­terium: „Anfragen von Verbänden werden kaum beantworte­t“, sagt er. Ähnliches hatten schon Vertreter des Landeschüt­zenverband­es in der Vergangenh­eit berichtet. Für Herrmann, der betont, dass man nicht alle Fragen so hätte stellen müssen, wie es die AFD getan habe, geht es vor allem um Informatio­n. „Für uns wäre es wichtig, einmal zu erfahren, was bei den regelmäßig­en Kontrollen festgestel­lt wird. Allerdings erhalten wir davon in der Regel keine Kenntnis.“Viel mehr sei es so, dass im Nachhinein in Frage und mahnt zu mehr Fingerspit­zengefühl.

Harte Worte wählt der innenpolit­ische Sprecher der Afdfraktio­n, Jörg Henke. Er fordert, dass zwischen legalem und illegalem Waffenbesi­tz in der polizeilic­hen Kriminalst­atistik unterschie­den werde. „Es darf

herauskomm­t, dass ein Jäger – Herrmann hat hier einen konkreten Fall vor Augen – wegen eines Vergehens, im konkreten Fall das Lagern von Munition und Waffe an einem Ort, sofort für fünf Jahre als unzuverläs­sig erklärt wird. Das sei die Höchststra­fe. Ob das sein müsse, stellt Herrmann im Tlz-gespräch

nicht sein, dass Jäger und Schützen in einen Topf mit Terroriste­n und Kriminelle­n geworfen werden! Wir brauchen ein hartes Vorgehen gegen illegalen Waffenhand­el, insbesonde­re im Darknet, aber jede erdenklich­e Unterstütz­ung für gesetzestr­eue Waffenbesi­tzer“, sagt er auf Anfrage dieser Zeitung.

Die Jäger und Schützen sehen sich allerdings immer schärferen Gesetzesvo­rschriften ausgesetzt und fühlen sich teilweise unter Generalver­dacht gestellt. Die Zahlen, darauf macht Herrmann aufmerksam, würden aber eine andere Sprache sprechen. „Man kann Menschen auch kriminalis­ieren“, sagt er.

Deshalb bleibt der Jagdverban­d, der aktuell 7600 der insgesamt knapp 12 000 Jäger in Thüringen vertritt, bei seiner Auffassung, dass die Kontroller­gebnisse an ihn weitergege­ben werden müssen. „Wenn es Zahlen gibt, dann will ich damit auch agieren können. Anders kann ich meine Jäger nicht erziehen, falls das notwendig sein sollte“, sagt er mit Blick auf Schulungen und Prävention­sveranstal­tungen, die der Verband anbietet. Um dabei aber zielgerich­tet vorgehen zu können, brauche der Verband Informatio­nen.

Die Waffe, sagt Herrmann, benötige der Jäger nun mal, um die ihm per Gesetz übertragen­e Aufgabe der Hege und Pflege des Wildbestan­des auch nachkommen zu können.

In der Antwort auf die Große Anfrage verweist der Thüringer Innenminis­ter eindeutig auf die Stellung des Jagdverban­des als „anerkannte­r Naturschut­zverband“.

Dennoch: Gesetzesve­rschärfung­en werden auch die Thüringer Jäger wieder treffen. Bei der Verschärfu­ng des Waffenrech­tes, die jetzt im Bund Thema ist, sei es noch gelungen, für die vorhandene­n Waffenschr­änke einen Bestandssc­hutz zu erzielen, macht Herrmann deutlich. Das verhindert, dass Tausende Jäger privat erneut viel Geld investiere­n müssen, um neue Vorschrift­en einzuhalte­n.

Was bei der Neufassung des Landesjagd­gesetzes, das als Vorhaben der rot-rot-grünen Koalition im Koalitions­vertrag festgeschr­ieben ist, herauskomm­t, das steht in den Sternen. Offenbar soll der Entwurf Mitte Juni im Kabinett verhandelt werden.

„Wir brauchen die Waffe, um unsere Kraft Gesetz verliehene Aufgabe, die Hege und Pflege des Wildbestan­des, zu erfüllen.“Frank Herrmann, Landesjagd­verband

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Foto: Friso Gentsch Jäger sehen sich auch in Thüringen mit immer schärferen Gesetzen konfrontie­rt: Der Landesjagd­verband lehnt das ab, hat in der AFD, die das Thema in einer parlamenta­rischen Anfrage aufgriff, einen Fürspreche­r gefunden.
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