Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Suedostlink: Der Vorzugskorridor wird erläutert
Die neue Starkstromtrasse durch Ostthüringen ist beschlossene Sache – Die Landesregierung wehrt sich nur gegen das Trassenprojekt im Westen
GERA/ERFURT. Die Bundesnetzagentur (Bnetza) veranstaltet am 13. Juni im Geraer Kulturund Kongresszentrum eine Antragskonferenz zum Bau einer neuen Höchstspannungsleitung durch Ostthüringen.
Das als Suedostlink bezeichnete Großprojekt ist als Erdkabel konzipiert und soll ab 2025 Strom von Wolmirstedt (Sachsen-anhalt) nach Isar (Bayern) transportieren. Bei der Antragskonferenz wird der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz seinen Vorzugskorridor für den Abschnitt Naumburg/eisenberg bis in den Raum Hof (Bayern) erläutern. Der Korridor führt auf Thüringer Gebiet nicht wie angenommen als Bündelungsstrecke an der Autobahn A 9 entlang, sondern weiter östlich. Besonders betroffen wäre der Landkreis Greiz und sogar der westliche Stadtrand von Gera.
Zur Konferenz, die sich vorrangig an Behörden, Bürgermeister und Verbände wendet, sollen auch Alternativen zum vorgeschlagenen Korridor erörtert werden. Die Veranstaltung ist öffentlich, die Bnetza bittet lediglich um vorherige Anmeldung.
Für den sogenannten Suedlink, der Nord- und Westthüringen durchqueren soll, findet die entsprechende Antragskonferenz bereits morgen in Gotha statt. Hier will die Landesregierung präsent sein, um ihren extra ausgearbeiteten alternativen Trassenverlauf ins förmliche Verfahren einzubringen. Die rot-rot-grüne Koalition fühlt sich ausgetrickst, seit der Übertragungsnetzbetreiber Tennet im September vergangenen Jahres verkündete, den Suedlink auch durch Thüringer Gebiet zu planen. Die Luftlinie von Wilster bei Hamburg nach Großgartach (Baden-württemberg) lässt eine solche Idee eigentlich nicht aufkommen. Tennet erklärte, bei einer Freilandleitung wäre Thüringen gewiss nicht berührt gewesen. Da die Bundesregierung jedoch der Erdverkabelung den Vorzug gebe, um Bürgerproteste zu minimieren, würden sich die dicht besiedelten, verbauten Täler Hessens kaum eignen. Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) vermutete eher, die Trassenplaner hofften in Thüringen auf weniger Widerstand, schon weil hier weniger Menschen betroffen sind.
In der Tat sind öffentliche Konferenzen in dieser noch sehr frühen Phase der Bundesfachplanung auch eine Art Wesenstest der Bevölkerung. Während es in Ostthüringen bisher ruhig blieb, bildeten Anfang Mai Tausende Teilnehmer im Kreis Schmalkalden-meiningen eine Menschenkette gegen das Suedlink-projekt. Der Stadtrat von Eisenach hat einstimmig Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Linke) dazu ermächtigt, politisch, behördlich und juristisch gegen die Trasse vorzugehen. Zu einer Informationsveranstaltung vorige Woche in Mühlhausen (Unstrut-hainich-kreis) kamen etwa 300 Bürger.