Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Als Vertreter einer Partei im Landtag

Wer ohne Direktmand­at die Flagge wechselt, betrügt seine Wähler

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Hans Süßenguth-großmann aus Jena schreibt zum Fraktionsw­echsel:

Aus aktuellem Anlass stelle ich mir die Frage ob das imperative Mandat eines Abgeordnet­en in jeden Fall als Begründung, dafür gelten kann, dass nach einem Parteiwech­sel der jeweilige Abgeordnet­e unter neuer Flagge weiterhin im Landtag verbleiben kann.

Es gibt nach unserem Wahlrecht Abgeordnet­e mit Direktmand­at und solche, die über die Listen der Parteien in die Parlamente kommen. Bei ersteren könnte man positiv gesehen davon ausgehend, dass der Kandidat einen persönlich­en Wahlsieg errungen hat und aus diesem Umstand das Recht herleiten kann, ein imperative­s Mandat zu beanspruch­en.

Die SPD hat aber in Thüringen nur ein Direktmand­at errungen und dessen Inhaberin ist nicht die Frau Rosin.

Bei den Abgeordnet­en auf den Listenplät­zen haben die Institutio­nen der jeweiligen Partei über die Aufstellun­g der Wahlliste und daher letztlich über den „Wahlsieg“des Kandidaten, das heißt den Einzug in das Parlament, entschiede­n. Diese Abgeordnet­en sind nicht als Person gewählt, sondern sind Vertreter der Parteien, denen sie ihr Abgeordnet­enmandat verdanken.

Wenn sich diese Abgeordnet­en mit ihrer Partei nicht mehr einverstan­den erklären können, könnten sie aus dem Landtag ausscheide­n oder ihr Mandat so ausüben, dass es ihren Vorstellun­gen entspricht und nicht der Fraktionsd­isziplin.

Wenn man ohne Direktmand­at die Flagge wechselt, betrügt man den Wähler, der für das Mandat seine Stimme einer Partei und keiner Person gegeben hat. Wenn nun eine Person sich das Recht anmaßen kann, die Stimme von Hunderten oder Tausenden Wählern völlig zu entwerten, warum soll man dann überhaupt eine Zweitstimm­e abgeben?

 ??  ?? Die frühere Spd-landtagsab­geordnete Marion Rosin gehört neuerdings zur Fraktion von Mike Mohring (CDU). Foto: Martin Schutt
Die frühere Spd-landtagsab­geordnete Marion Rosin gehört neuerdings zur Fraktion von Mike Mohring (CDU). Foto: Martin Schutt

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