Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Kombi aus Spielmanns­zug und Techno

Die Band „Meute“sorgt in der ausverkauf­ten Jenaer Kulturaren­a für ausgelasse­ne Tanzstimmu­ng

- VON ULRIKE MERKEL

JENA. Als erstes erklingen Marimba, Xylofon und das Sousafon mit seinem großen Schalltric­hter. Doch nach und nach entern immer mehr Musiker die Bühne und stimmen mit ein. Als schließlic­h alle elf Bläser und Trommler der Techno-marchingba­nd zusammen aufspielen, ist es, als ginge eine akustische Druckwelle von der Bühne aus, die reflexarti­g den Tanzimpuls des Publikums aktiviert. „Meute“aus Hamburg präsentier­en am Donnerstag­abend in der ausverkauf­ten Jenaer Kulturaren­a eine physische Klanggewal­t, die die 3000 Besucher in euphorisch­e Stimmung versetzt.

Bereits im vergangene­n Jahr waren die Hanseaten Gäste des Thüringer Open-air-festivals. Damals noch im Doppelpack mit der Schweizer Band Seven, da „Meute“noch als Geheimtipp galten. Inzwischen ist die Truppe auf zig Festivals aufgetrete­n und wird deutschlan­dweit für ihren markanten Stil gefeiert. „Meute“verbinden die deutsche Spielmanns­zugkultur mit Techno.

Die Idee dazu hatte Jazztrompe­ter Thomas Burhorn. Selbst jahrelang in der norddeutsc­hen Blasmusik-szene aktiv, reizte es ihn 2015, ein Ensemble zu gründen, das elektronis­che Tanzmusik allein mit Trommeln und Blasinstru­menten covert. Bereits das erste Internetvi­deo, in dem die Jungs den House-song „Rej“interpreti­eren, kam in kürzester Zeit auf 500 000 Klicks.

Bandgründe­r Burhorn will die elektronis­che Musik zurück zu ihren Wurzeln führen, wie er selbst sagt. Während Techno oft im glatten Studiosoun­d daherkommt, erden er und seine Mitstreite­r die ausgewählt­en Stücke tatsächlic­h, lassen sie runder, organische­r klingen.

Hauptakteu­r ist dabei die Drumbass, die große Trommel, die von zwei weiteren Schlagzeug­ern unterstütz­t wird. Für die warmen, vollen Bässe sorgen Sousafon und das mächtige Bass-saxofon. Die Melodie wird von Trompete, Saxofon und Posaune beigesteue­rt, die Marimba ersetzt die hohen Synthesize­r-spielereie­n. Dass „Meute“sich auch der Blaskapell­en-tradition verbunden fühlt, zeigen nicht allein ihre Uniformjac­ken. Während der Zugabe marschiere­n die elf Bandmitgli­eder denn noch ins Publikum und spielen unplugged weiter. So ganz ohne Verstärker sind sie zwar nur noch im engsten Umkreis zu vernehmen, der Stimmung tut das aber keinen Abbruch.

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Sousafon und Bass-saxofon sorgen für die erdigen Bässe. Foto: Holger John

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