Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Skatepark-chef Schröder: „Hilfsberei­tschaft ist überwältig­end“

Ferienarbe­it im Skatepark: Jugendlich­e helfen, Unternehme­r spenden. Nach dem Brand entsteht ein Provisoriu­m

- VON SASCHA WILLMS

MÜHLHAUSEN. „Die Hölle“— so nennt Volker Schröder die kohlrabens­chwarzen Räume, in denen das Feuer gewütet hat. Momentan geht er nur ungern hinein, nur wenn er muss. Anderthalb Wochen nach der Katastroph­e ist der Schock im Kopf angekommen. Nur die Hilfsberei­tschaft, die er seitdem hier erlebt, sei da ein Trost.

Clubräume, Küche, Dusche und Toiletten — fast zehn Jahre ehrenamtli­che Arbeit haben die Zündler zerstört. „Wenn die Bahnen gebrannt hätten, wäre hier Schluss gewesen“, gesteht Schröder, der den Verein einst aus der Wiege hob. Seit der Brandnacht schläft er vor Ort, den Brandgeruc­h immer in der Nase. „Was man schlafen nennen kann. Bei jedem Geräusch bin ich wieder wach.“

Doch mit jedem Tag schöpfe er neue Hoffnung. Dutzende Jugendlich­e opfern ihre Ferien und helfen beim Bau neuer Möbel. Privatleut­e kommen vorbei, spenden und fragen, was gebraucht wird. Geschäftsl­eute liefern Material und packen mit an. „Die Welle der Hilfsberei­tschaft ist überwältig­end“, sagt Schröder. Er sei wirklich gerührt.

„Ich habe auf Facebook gelesen, dass hier Hilfe benötigt wird, und da habe ich gedacht, das könnte passen“, sagt beispielsw­eise Alexander Frohn aus Mühlhausen. In seiner Firma stellt er Möbel aus Euro-paletten her.

„Das passt doch irgendwie zur Industrieh­alle hier“, sagt auch Stefanie Schmidt, deren neunjährig­er Sohn Marvin hier jeden Tag Skateboard fährt. Die gelernte Tischlerin ist seit dem Brand fast täglich hier und hilft. Große Sitzecken, Sessel und sogar ein kleiner Swimmingpo­ol sind schon entstanden. Innen soll später wieder eine Bar entstehen und neue Regale für die Skateboard­s müssen her.

Für den Winter hoffen sie alle auf eine Container-lösung unter dem Dach an der Stirnseite. Zur Zeit könne man auch draußen sitzen, aber im Winter brauchen die Jugendlich­en ein Dach über dem Kopf, weiß Volker Schröder. Auch sein Sohn Martin ist mit seinem Arbeitskol­legen Ricardo Maier gekommen, die eigentlich Fußböden beschichte­n. Es geht in großen Schritten voran. „Mehr Paletten bräuchten wir noch, es müssen ja keine Euro-paletten sein“, sagen die Helfer. Led-lichter oder Leuchtstof­fröhren für die indirekte Beleuchtun­g wären auch gut, ergänzt Stefanie Schmidt. „Und wenn es in Mühlhausen noch Graffiti-künstler gibt, können sie sich hier gerne austoben.“Vor Ort sei immer jemand, von 10 bis 22 Uhr ist geöffnet, sagt Volker Schröder vom Verein XXL, der mit der Skatehalle einst deutschlan­dweit Maßstäbe setzte. Am Einlass hätten die Jugendlich­en täglich Schlange gestanden.

Groß waren damals die Visionen — Erweiterun­g, internatio­nale Zusammenar­beit, Modellproj­ekt. Doch zu klein war lange die Unterstütz­ung. Eine der größten Einrichtun­gen für ehrenamtli­che Jugendarbe­it im Landkreis hatte über Jahre keine Lobby und kämpfte stattdesse­n ums finanziell­e Überleben. Von einem Feuer lässt sich hier keiner entmutigen.

 ??  ?? Die ersten Paletten-möbel stehen schon. Täglich kommen Dutzende Jugendlich­e und bauen mit, Unternehme­r der Region unterstütz­en sie mit Wissen und Technik. Was sie brauchen, ist noch mehr Baumateria­l. Foto: Sascha Willms
Die ersten Paletten-möbel stehen schon. Täglich kommen Dutzende Jugendlich­e und bauen mit, Unternehme­r der Region unterstütz­en sie mit Wissen und Technik. Was sie brauchen, ist noch mehr Baumateria­l. Foto: Sascha Willms

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