Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Spätbarocker Trialog von an, in und auf
Nicht, dass das schriftliche Anpreisen von Gerichten auf der Speisekarte nicht wichtig wäre. Der Koch und sein Schreiber versuchen, Ihnen damit den Mund wässrig zu machen und den Magen zum Knurren zu bringen. Aber „Dialog von knuspriger Entenbrust und Keule an einer aromatischen Trüffelsauce, gebettet auf mit Portwein karamellisiertem hausgemachten Rotkraut“zum Beispiel? Reden Brust und Bein miteinander? Sollte nicht jedes gebratene Stück Fleisch knusprig sein? Wurde die Sauce etwa mit der Chemiekeule Trüffelöl aromatisiert? Und warum „an“? Ich sehe doch, dass auf dem Teller Fleisch mit Sauce serviert wird. Und das „gebettet“klingt vor allem nach Matratze, oder nicht? Wenn der Kellner das dann auch noch wie ein Minnesänger vorträgt, ist jede Lockerheit am Tisch im Eimer.
Nun gäbe es zwei Möglichkeiten, diesem sprachbarocken Dilemma zu entrinnen. Einmal, so wie früher im gemütlichen Gasthaus: „Brust und Keule von der Ente mit Rotkraut und schwarzem Trüffel“. Klingt ehrlicher, oder? Und leckerer! Noch leckerer: „Zweierlei Thüringer Landente mit heimischem Rotkraut und Perigord-trüffel“(am besten übrigens, wenn man vorher aus dem Rest der Ente auch noch eine Jus gezogen hat und diese mit dem Winterpilz verfeinert hat).
Und dann gibt’s noch die Minimalisten, die schreiben: „Ente/kraut/ Trüffel“. Das zeugt von Selbstbewusstsein, denn das Weglassen will die Fantasie anregen und weckt Erwartungen. Ich mag beides, die traditionelle Gasthausschreibweise und das geheimnisvolle Weglassen. Was zählt, ist das Produkt! Und wer auf seines stolz ist, benötigt keine Schmück- und Füllworte! Was schmeckt, ist aufm Teller! Zusammen! Mit Lust, mit Leidenschaft, mit Handwerk! Und ohne gekünstelte Präpositionen …