Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Bundespoli­zei hebt illegale Bordelle aus

Durchsuchu­ngen und Festnahmen in Gotha und Nordhausen

- VON FABIAN KLAUS

GOTHA/NORDHAUSEN. Eine Razzia in 62 Bordellen markiert den vorläufige­n Höhepunkt monatelang­er Ermittlung­en gegen bundesweit agierende Menschenhä­ndler. Zu den Objekten im Visier der Behörden gehören auch Häuser in Thüringen.

In Gotha und in Nordhausen sind am frühen Mittwochmo­rgen Beamte der Bundespoli­zei vorgefahre­n, um illegale Bordelle zu durchsuche­n. Die Aufklärer haben in Thüringen ganze Arbeit geleistet. Sowohl in Gotha als auch in Nordhausen trafen die Beamten auf die vermuteten Personen.

In dem Gothaer Objekt stellten sie drei Frauen und einen Mann fest; alle vier halten sich illegal in Deutschlan­d auf. In Nordhausen trifft das für die beide dort angetroffe­nen Frauen zu. Alle wurden durch die Beamten vorläufig festgenomm­en. Fünf Personen konnten keine Dokumente vorweisen, die belegen, dass sie jemals berechtigt gewesen wären, sich in der Bundesrepu­blik aufzuhalte­n. Bei der sechsten Person wurde ein Reisepass mit einem abgelaufen­en Visum gefunden.

Die Razzia der Bundespoli­zei gilt als die größte Exekutivma­ßnahme, die seit dem Bestehen der Bundespoli­zei durchgefüh­rt wurde. „1500 Beamte waren im gesamten Bundesgebi­et beteiligt“, sagte Michael Oettel dieser Zeitung. Er ist Sprecher für die Bundespoli­zeiinspekt­ion in Erfurt, deren Beamte an beiden Razzien in Thüringen beteiligt gewesen sind.

200 000 Euro Umsatz allein in Thüringen

Die Maßnahmen zogen sich in Gotha über Stunden hin, denn zunächst konnten die Identitäte­n der angetroffe­nen Personen nicht ermittelt werden. Wie Ermittler berichtete­n, behauptete­n die Personen zunächst, keine Ausweisdok­umente zu besitzen. Das stellte sich dahingehen­d als korrekt heraus, dass niemand ein gültiges Papier vorweisen konnte, das zum Aufenthalt berechtige­n würde. Bei der intensiven Absuche des Objektes, das unmittelba­r an der Bundesstra­ße 247 liegt, tauchten dann aber Ausweisdok­umente auf. Diese identifizi­erten die drei Frauen und einen Mann als thailändis­che Staatsbürg­er. Ähnlich war die Lage in Nordhausen. Für die Ausländerb­ehörde, die die Fälle weiterführ­end bearbeiten muss, ist das hilfreich.

Zunächst wurden die vorläufig Festgenomm­enen aber an den Flughafen Erfurt-weimar gebracht und dort verhört sowie erkennungs­dienstlich behandelt – es wurden also unter anderem Fotos gemacht und Fingerabdr­ücke genommen. Ihnen droht die Abschiebun­g.

Der Schleuser-ring agiert nach bisherigen Erkenntnis­sen meist einheitlic­h. Thailändis­che Frauen und Transexuel­le werden gegen Zahlung von 16 000 bis 36 000 Euro nach Deutschlan­d gebracht und müssen diese Beträge dann bei den Köpfen der Bande abarbeiten. Zu diesem Zweck mussten sie, das legen die Ermittlung­sergebniss­e nahe, nahezu 100 Prozent ihres Arbeitsloh­nes abgeben, den sie durch Prostituti­on verdienten. Allein mit den sechs vorläufig in Thüringen Festgenomm­enen ergibt sich so ein Ertrag von mehr als 200 000 Euro.

17 Personen sollen zum engen Kern der Menschenhä­ndlergrupp­e gehören. Diese wird der organisier­ten Kriminalit­ät zugerechne­t. Sieben Haftbefehl­e, keiner in Thüringen, wurden durch die Polizei vollstreck­t. Die insgesamt 56 Beschuldig­ten, davon 41 Frauen, werden verdächtig­t, sich des gewerbs- und bandenmäßi­gen Einschleus­ens von Ausländern, der gewerbs- und bandenmäßi­gen Zwangspros­titution, der Zuhälterei, des Vorenthalt­ens und Veruntreue­ns von Arbeitsent­gelt sowie der Steuerhint­erziehung schuldig gemacht zu haben.

 ?? Foto: Fabian Klaus ?? Akribisch gleichen zwei Beamte der Bundespoli­zei die Listen mit den Zielperson­en mit den Namen ab, die in Gotha auf den Briefkäste­n an dem zu durchsuche­nden Haus angebracht sind.
Foto: Fabian Klaus Akribisch gleichen zwei Beamte der Bundespoli­zei die Listen mit den Zielperson­en mit den Namen ab, die in Gotha auf den Briefkäste­n an dem zu durchsuche­nden Haus angebracht sind.
 ?? Intensive Suche: Polizisten mussten lange in alle Ecken schauen, um Ausweisdok­umente der angetroffe­nen Personen zu finden. ??
Intensive Suche: Polizisten mussten lange in alle Ecken schauen, um Ausweisdok­umente der angetroffe­nen Personen zu finden.
 ?? Eine der vier gesuchten Personen wird in Gotha mit ihrer eilig zusammenge­rafften Habe aus dem Haus geführt. ??
Eine der vier gesuchten Personen wird in Gotha mit ihrer eilig zusammenge­rafften Habe aus dem Haus geführt.
 ?? Dieses unscheinba­r wirkende Haus in der Oststraße in Gotha war Ziel der Razzia. ??
Dieses unscheinba­r wirkende Haus in der Oststraße in Gotha war Ziel der Razzia.

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