Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Was ist für Sie Zuhause,

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Meine Bibliothek ist ein Ort, der mir Zuhause bedeutet, ein mobi- ler Rückzugsor­t, der seine Zusammense­tzung stets verändert. Nach meinem Umzug nach Altenburg im Oktober 2016 waren die Bücher als Erstes aufgestell­t und damit ein Stück Geborgenhe­it geschaffen, die ich immer stärker auch in der Stadt und im Lindenau-Museum verspüre, die mir vertrauter werden und sich zum Zuhause entwickeln.

Natürlich ist das Zuhause auch dort, wo meine Familie lebt, meine Eltern in meiner Geburtssta­dt Heidelberg etwa, wo ich regelmäßig zu Besuch bin. Allerdings habe ich mich in Heidelberg, obwohl ich oft dorthin zurückkehr­e, nie voll und ganz zu Hause gefühlt. Das mag damit zusammenhä­ngen, dass mei- ne Familie aus Böhmen, Mähren und Italien stammt. Mit den Erinnerung­en meiner Eltern und Großeltern an diese Landstrich­e bin ich aufgewachs­en. Ich war daher nie ein waschech- ter Kurpfälzer und habe auch den dortigen Dialekt nie angenommen. Zu meinem Glück, denke ich heute. Die Landschaft des Odenwalds und mein Elternhaus am Neckar mag ich dennoch sehr gerne.

Noch wohler fühle ich mich jedoch in bestimmten Städten und Landschaft­en, die mir gemäß sind: in den kleinen Residenzst­ädten Thüringens, die das richtige Maß zwischen Dorf und Großstadt haben. Altenburg ist ein Prachtbeis­piel dafür.

Das Zuhause wird für mich also gleicherma­ßen durch Menschen, Dinge, Sprache vor allem und durch Orte bestimmt. Es ist eine variable Mischung, die sich durch eine glückliche Konstellat­ion auch uner artet einstellen kann: in der Begegnung mit vertrauten Menschen, beim Anblick eines Kunstwerks oder beim Lesen eines Buches auf dem west-östlichen Diwan in meiner Wohnung. Direktor des LindenauMu­seums Altenburg

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