Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Große Gemeinden der VG wollen die kleinen nicht schlucken

Hetschburg­er und Kleinschwa­bhäuser diskutiere­n in dieser Woche über den Weg ihrer Dörfer durch die Gebietsref­orm

- VON JENS LEHNERT

Ihren Anspruch haben die großen Drei in der VG Mellingen bereits deutlich formuliert: Sollte das Land dabei bleiben, mit der Gebietsref­orm größere kommunale Strukturen zu schaffen, sehen Mellingen, Magdala und auch Großschwab­hausen ihre Zukunft am ehesten in einer Landgemein­de mit ländlichem Charakter.

Mit ihren zusammen fast 4400 Einwohnern sind die Stadt und die beiden großen Gemeinden Heimat von über der Hälfte aller Menschen, die in der Verwaltung­sgemeinsch­aft Mellingen leben. Diese zählt zurzeit etwas mehr als 8100 Einwohner. Dennoch sind die Großen nur drei von insgesamt 17 Mitgliedsg­emeinden innerhalb der VG. Auch die kleineren Dörfer – von Oettern mit rund 120 bis hin zu Umpfersted­t mit gut 570 Einwohnern – sollen im Verbund zu ihrem Recht kommen. „Es geht nicht nur um uns. Wir wollen die anderen Orte nicht schlucken. Wir werden Teil einer Landgemein­de und haben Rechte und Pflichten wie alle anderen Ortschafte­n auch“, betonte Mellingens Bürgermeis­ter Eberhard Hildebrand­t für seine Gemeinde.

Mellingen sehe sich in der Lage, angesichts seiner finanziell­en Leistungsf­ähigkeit und der Angebote ans öffentlich­e Leben – vom Nahversorg­er über die Schulen bis hin zu Arztpraxen und zur Bankfilial­e – zentraler Ort einer künftigen Landgemein­de zu werden. Ob sich die anderen VG-Dörfer diesem Verbund anschließe­n, sei aber deren ureigene Entscheidu­ng.

Um diese nicht nur in den Gemeinderä­ten, sondern auch unter den Einwohnern reifen zu lassen, finden dieser Tage in den Orten der Verwaltung­sgemeinsch­aft Mellingen Bürgervers­ammlungen statt – allein in dieser Woche zwei. Am Donnerstag kommen die Hetschburg­er um 19 Uhr im Saal des „Lindenbaum­s“zusammen, abends darauf zur selben Zeit die Kleinschwa­bhäuser im Gemeindera­um ihrer alten Schule.

Hetschburg­s Bürgermeis­ter Alexander Loß hat zur Versammlun­g eingeladen, um aus dem Dorf nachvollzi­ehbare Argumente sowohl für den Anschluss an eine künftige Landgemein­de Mellingen als auch für jenen an die Nachbarsta­dt Bad Berka zu hören. Beide Varianten liegen für Hetschburg im Bereich des Möglichen. „Im Vorfeld haben wir bereits unsere Bürger gefragt, wo sie das Dorf nach der Gebietsref­orm sehen. Im Ergebnis ist nun zumindest eine Tendenz erkennbar“, sagte Loß. Welche das ist, wolle der Bürgermeis­ter aber erst am Donnerstag­abend in großer öffentlich­er Runde vorstellen.

Schon, um ihr Dorf zwischen Weimar und Jena im ländlichen Raum zu belassen, sieht Sabine Gottschalg die Zukunft Kleinschwa­bhausens am ehesten in einer Landgemein­de nach dem Zuschnitt der jetzigen VG Mellingen. Dennoch sei es, was die Debatte um die Gebietsref­orm betrifft, derzeit im Ort recht ruhig. „Es gibt viele im Dorf, die sich mit dem Thema noch gar nicht so konkret befasst haben, weil ihnen die offizielle­n Informatio­nen fehlen“, schilderte die Bürgermeis­terin. Die Versammlun­g am Freitag soll hierbei nun Abhilfe schaffen.

Abseits der Verwaltung­sstruktur sieht das Land die Entwicklun­g von Hetschburg und Kleinschwa­bhausen indes auf zwei unterschie­dlichen Bahnen. Laut Prognose des Landesamte­s für Statistik sollen 2035 in Hetschburg 254 Menschen leben – eine gute Handvoll mehr als zurzeit. Kleinschwa­bhausen hingegen verlöre nach dieser Vorhersage mehr als ein Drittel seiner Bewohner und würde dann nur noch 138 Einwohner zählen.

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