Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Der Dauerwald und seine Schneisen
Bürger und Forstamt betrachten Wald auf unterschiedliche Weise. Donnerstag tauschten sie sich bei einem Themenabend in Heichelheim aus
Es ging um Holz im allerweitesten Sinne. Während im Kamin etwas davon für wohlige Wärme sorgte, diskutierten am Donnerstagabend in der Heichelheimer Mühle Vertreter des Naturschutzbunds (Nabu), des Forstamtes Bad Berka, der Bürgerinitiative „Pro Ettersberg“und interessierte Bürger über die strittigen Fragen der Waldnutzung in Weimar und Umgebung.
Eingeladen zu der gemeinsamen Informationsveranstaltung hatte Alexandra Stremke vom Nabu Regionalverband Weimar/Apolda. Sie übernahm die Moderation des Abends unter dem Motto: „Nutzen, Schützen und Erholen in einem Wald? – Dauerwaldbewirtschaftung als Toleranzmodell!“. Es soll der Auftakt zu einer Reihe von Veranstaltungen dieser Art sein.
Der stellvertretende Forstamtsleiter, Sönke Lüth, und Revierförster Wolfgang Grade stellten den knapp 30 Anwesenden das Arbeitsspektrum der Forstbehörde und grundlegende forstwirtschaftliche Konzepte vor. Grade erläuterte den zentralen Punkt auf der Tagesordnung: „Der Dauerwald ist das Gegenteil von Monokulturwäldern, die schließlich per Kahlschlag abgeerntet werden.“Heute werde nur der Zuwachs für die Holzernte genutzt. Im Dauerwald blieben so stets viele Bäume unterschiedlichen Alters und verschiedener Art stehen. So lasse sich naturgerechte Bewirtschaftung umsetzen. Die folgende Diskussion drehte sich aber im Wesentlichen um einen anderen Sachverhalt: Der Einfluss maschineller Holzernte auf die Gestalt der Wälder um Weimar, insbesondere der Prinzenschneise am Ettersberg. Weimars Revierförster Sebastian Seidl eröffnete gleichsam die Debatte, indem er auf sein berufliches Selbstverständnis als Moderator zwischen den Interessen verwies: „Ich wundere mich sehr über manche Reaktionen aus der Bevölkerung in letzter Zeit.“
Bürger äußerten sich derweil kritisch über die Folgen des Einsatzes von Harvestern, das sind schwere Holzerntemaschinen, auf dem Ettersberg. „Ich sehe einfach nicht die naturnahe Bewirtschaftung, die sie präsentieren. Mit den großen Maschinen, der Bodenverdichtung, den vielen Schneisen und dem ganzen Trubel im Wald wird er doch zerstört“, spitzte ein Anwesender den Gedanken zu.
Die Antwort der Forstleute: Eingriffe zögen eben Veränderungen nach sich, dass lasse sich nicht vollständig vermeiden. Aber Förster Grade versicherte: Langfristig sei der Einsatz der Harvester schonender für die Natur und die Unfallgefahr für die Waldarbeiter gehe zurück.
Neben der Beschädigungen an den bei Spaziergängern beliebten Waldwegen durch die Maschinen und der Entwicklung der Vogelbestände beschäftigte einige Fragesteller vor allem der Abstand zwischen den Rückegassen, die für den Betrieb der Harvester nötig sind.
Aus Sicht von Vertretern der Initiative „Pro Ettersberg“zerstöre ein zu geringer Abstand zwischen den Schneisen den optischen Eindruck des Waldes. „Wenn alle 20 Meter eine Schneise den Wald durchtrennt ist mein ästhetisches Empfinden gestört“, beschrieb eine Kritikerin den Grundkonflikt zwischen Nutz- und Erholungsfunktion des Waldes und ließ sich davon auch nicht abbringen.
Eine erste Fortsetzung erfuhr die Debatte gestern Abend, als die Initiative „Pro Ettersberg“in Großobringen von ihren Bemühungen für ein Ende der Holzentnahme an der Prinzenschneise berichtete.
Nutzfunktion konkurriert mit Erholungsfunktion
• Offene ornithologische Waldexkursion von Nabu und Forst am . Mai im Webicht