Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Schillerstraße 13/15: Noch spricht niemand über den Durchbruch
Oberbürgermeister Stefan Wolf jubelt bereits. Die Beteiligten hüllen sich dagegen weiterhin in Schweigen
Das Osterfest 2017 und die Tage danach werden ihm lange im Gedächtnis bleiben, sagte OB Stefan Wolf in der vergangenen Woche. Er begründete das nicht nur mit der Kehrtwende der Landesregierung zum Thema Kreisfreiheit, sondern auch mit einem „Durchbruch zur Schillerstraße 13/15“. Der ehrenamtliche Weimarer Beirat für Baukultur und der Investor hätten sich geeinigt, so das Stadtoberhaupt.
Diese Nachricht hatte tatsächlich das Potenzial zu einer weiteren Schlagzeile. Allein, außer dem Oberbürgermeister will sich bislang niemand dazu äußern. Der Investor, die Hamburger B&L Real Estate GmbH, hält sich bewusst zurück: „Bislang haben wir noch kein Protokoll dieser Sitzung“, begründet Sprecher Michael Epping. „Die Tinte muss schon trocken sein. Dann können wir auch Auskunft geben.“Man wolle schon sicher gehen, dass alle das Gleiche verstanden haben.
Doch auch das, was Beiratsvorsitzender Prof. Dr. Ulf Hestermann verstanden hat, ist nicht zu erfahren. Seit vergangenen Donnerstag ist der Leiter des einflussreichen Gremiums, das vom Weimarer Stadtrat berufen wird, nicht zu sprechen.
Seit 20 Jahren steht für die Immobilie und ihr Hinterland zur Schützengasse eine Sanierung aus. Längst ist der Komplex im Herzen der Stadt leer gezogen und verfällt. Dabei ist die B&L Real Estate GmbH bereits der zweite Besitzer nach der Wende. Auch der erste Neu-Eigentümer hatte die Gebäude mit einer Investitionsverpflichtung erworben, auf steigende Gewerbemieten mit dem Kulturstadtjahr gesetzt und am Ende verkauft.
Die B&L-Gruppe scheiterte ebenfalls an fehlender Nachfrage für Einzelhandelsobjekte zu ihren Preisvorstellungen. Die Anregung zur Nutzung als Hotel kam nach Rathausangaben von der Stadt. Die jetzt diskutierten Pläne beziehen dabei den gesamten Komplex einschließlich des früheren Kaufhauses ein. Allerdings sind im Erdgeschoss weiterhin drei Ladenlokale mit insgesamt 275 Quadratmetern Verkaufsfläche vorgesehen.
Die Hotelnutzung kann das Problem der oberen Geschosse lösen. Zudem soll es Bedarf für ein Innenstadthotel im gehobenen Drei-Sterne-Bereich geben. Der Investor, das ist bekannt, legte Planungen für 115 Zimmer vor. Um diese Zahl zu erreichen müsste der Gebäudekomplex auch zur Schillerstraße hin aufgestockt werden.
Das war die Grenze, über welche die Stadt bzw. der Beirat für Baukultur nicht gehen wollte. Zumindest diese geschützte Fassade sollte erhalten bleiben. „Wenn der Oberbürgermeister von einem Durchbruch spricht, freut uns das“, sagt Michael Epping. „Sobald uns das Protokoll vorliegt, werden wir den Bauantrag auch mit Hochdruck durcharbeiten und einreichen.“Das Hotel soll spätestens zur Eröffnung des neuen Bauhausmuseums 2019 für Gäste zur Verfügung stehen.