Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Der Ofen in der alten Gärtnerei brennt im Sommer fast jede Woche
Motto des Backhausfestes in Holzdorf: zurück zu den Wurzeln. Als Zutaten dienten Emmer, Dinkel und Wildkräuter
Vier Stunden benötigt der Backofen in der „Sommerküche“des Holzdorfer Landgutes, um nach dem Anzünden auf Betriebstemperatur zu kommen. Eine Schubkarre voll Hartholz schluckt er pro Backtag. Und der ist öfter, als der Außenstehende vermutet: Im vergangenen Jahr zündete Siegmar Venus den Ofen rund 30 Mal an. Meist backt Venus, der bei der Diakonie Holzdorf für den Park, die Gärtnerei und Bäckerei verantwortlich ist, mit angemeldeten Gruppen. Am Wochenende gab es erstmals seit langem wieder einen öffentlichen Backhaustag auf dem Gärtnerei-Gelände, das im Tal etwas abseits vom eigentlichen Gutshof liegt.
Backen mit den Zutaten der Vorfahren – das ist Venus’ Thema. Alte Getreidesorten wie Dinkel und Emmer bezieht er vom Biobauern Thiele aus Ottstedt am Berge, Rhabarber, Zwiebeln, Kartoffeln und anderes werden in Holzdorf selbst angebaut, Wildkräuter wie Knoblauch-Rauke und Giersch sucht Venus mit Helfern in der Natur. Auch Brennnessel-Blätter landen in den Kräuterfüllungen etwa für Teigtaschen. Aus dem Supermarkt kam im Prinzip nur die Bio-Salami für die Pizza.Zum Programm des Backhaustages gehörte auch der Bau eines Lehmofens im Freien. Unter Anleitung von Maurermeister Ralf Erbse und Lehrer Jens Varga durften auch die (allerdings nur wenigen) Kinder, die sich vom morgendlichen Regen nicht vom Besuch des Festes hatten abschrecken lassen, mit anpacken: Ein Geflecht aus Weidenruten bildete das Gerüst, drumherum kam ein Mix aus Lehm und Stroh – so formte sich allmählich ein halbrundes Gebilde. Auch ein Feuer brannte am Ende dort drinnen, allerdings verzichteten die Ofenbauer darauf, wie ursprünglich geplant Fladen für die Kinder darin zu backen. Ob der Ofen den Sommer übersteht, ist nicht sicher: Er braucht ständige Nachbesserungen, da das Material beim Trocknen Risse bekommt.