Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Gleicke weist Kritik an Studie zurück
CDU greift Ostbeauftragte weiter scharf an
Die Ostbeauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke, hat davor gewarnt, den Rechtsextremismus in Ostdeutschland kleinzureden. Damit reagierte die Thüringer SPDPolitikerin gestern auf scharfe Kritik an einer von ihr vorgestellten Studie zu den Ursachen für rechtsextreme Einstellungen in Ostdeutschland.
„Ursachen müssen schonungslos und ohne Tabus aufgedeckt und offengelegt werden, denn Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus sind eine ernste Bedrohung für den sozialen Frieden und die wirtschaftliche Entwicklung in Ostdeutschland“, sagte sie. Sie sehe keinen Grund für Zweifel an Inhalt und Methodik der Studie des Göttinger Instituts für Demokratieforschung.
In CDU-Kreisen hatte sich Unmut über die Studie geregt. Der Ansatz, sich auf 40 Interviews zu stützen, sei „mehr als zweifelhaft“, sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder der „Bild“-Zeitung vom Mittwoch. Kritik entzündete sich auch daran, dass das Institut Experten anonym zu Wort kommen ließ.
Die Autoren der Studie nannten die Kritik an ihrer Arbeit skandalös und verleumderisch. Ein Artikel in der Tageszeitung „Die Welt“hatte ihnen unterstellt, Interviewpartner erfunden zu haben. Das wiesen die Forscher zurück. Sowohl die Anonymisierung der Gesprächspartner als auch ihre Auswahl entsprächen internationalen methodischen Standards für die Durchführung einer solchen Untersuchung. Zugleich räumten sie ein, dass sie deutlicher hätten kennzeichnen müssen, welche Interviewpartner anonymisiert wurden.
In der Studie ging der Forscherteam um den Politikwissenschaftler Franz Walter unter anderem der Frage, welche politischen und kulturellen Rahmenbedingungen dafür sorgten, dass rechtsextreme und fremdenfeindliche Einstellungen in einigen Regionen stärker ausgeprägt sind als anderswo.
Studie kostet knapp 130 000 Euro
Mehrfach betonen die Autoren, dass eine Reduzierung auf DDRSozialisation und Wendeerfahrung dem Phänomen nicht gerecht wird. Pauschale Urteile über die Ostdeutschen seien nicht möglich. Untersucht wurden die sächsischen Städte Freital und Heidenau sowie die Erfurter Plattenbausiedlung Herrenberg.
Es gebe keine Veranlassung, daran zu zweifeln, dass der Auftragnehmer die Studie nach aktuellen wissenschaftlichen Standards ausführte, sagte die Ostbeauftragte Iris Gleicke. Die Kosten der Expertise gab Gleicke auf Euro und Cent genau an: 129 391,86 Euro. (dpa/red)