Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Jeden Tag werden in Thüringen 16 Fahrräder geklaut
Eigentümer dürfen sich im Freistaat relativ sicher fühlen. Mehr Räder werden in Bremen, Hamburg, Berlin, SachsenAnhalt, Brandenburg, SchleswigHolstein und Sachsen gestohlen.
Wie viele Fahrräder wurden im vergangenen Jahr in Thüringen gestohlen?
In Thüringen wurden 2016 nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) 4960 Fahrräder gestohlen. Das ist mit 11,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein deutlicher Anstieg. 2015 sind 4453 Fahrräder entwendet worden. 2014 wurden 4440 geklaute Drahtesel gemeldet. Rekordhalter, seitdem die Statistik geführt wird, ist das Jahr 2003 mit 6292 Fahrraddiebstählen. Die Aufklärungsquote lag im vergangenen Jahr in Thüringen bei knapp 15 Prozent.
Wo im Freistaat werden die meisten Fahrräder entwendet?
Spitzenreiter ist laut LKA die Landeshauptstadt Erfurt mit 1471 Diebstählen im vergangenen Jahr (2015: 1224, 2014: 970). Es folgt mit deutlichem Abstand Jena, wo 459 Fahrräder geklaut wurden (2015: 373, 2014: 427). Rang drei belegt Weimar mit 395 Fahrraddiebstählen (2015: 356, 2014: 278).
In Erfurt und Jena hat die Zahl der Fahrraddiebstähle besonders zugelegt. Hat das LKA eine Erklärung für den Anstieg?
Eine mögliche Ursache könnte die Zunahme der sogenannten indirekten Beschaffungskriminalität sein. Fahrräder und Fahrradteile werden verkauft oder auch direkt gegen Rauschgift eingetauscht. Andererseits wird das Fahrradfahren in den größeren Städten immer beliebter. Damit gibt es mehr Tatgelegenheiten.
Welche sind die gefährlichsten Landkreise ?
Unter den Top 30 ist gemäß der Angaben von billiger.de kein Thüringer Kreis zu finden. An den ersten drei Positionen liegen der Spree-Neiße-Kreis in Brandenburg mit 1012 Diebstählen je 100 000 Einwohner sowie die beiden nordrhein-westfälischen Kreise Borken mit 1010 und Coesfeld mit 759.
Welche Landkreise sind vergleichsweise sicher?
Hier führt der Kreis Südwestpfalz mit 15 Diebstählen je 100 000 Einwohner vor den bayrischen Kreisen Regen mit 16 und Bayreuth (25). Das Weimarer Land schafft es hochgerechnet mit 45 Fahrraddiebstähle je 100 000 Einwohner auf Platz 22. Insgesamt wurden 2016 hier 37 Diebstähle erfasst, Die Aufklärungsquote lag bei 13,5 Prozent.
Wo werden deutschlandweit die meisten Fahrräder geklaut?
Spitzenreiter ist mit Berlin die bevölkerungsreichste Stadt der Bundesrepublik (gut 3,5 Millionen Einwohner). Hier wurden im vergangenen Jahr 34 418 Fahrräder gestohlen. Das hat das Internetportal billiger.de herausgefunden und dafür die Polizeistatistiken der Bundesländer ausgewertet. Legt man die Diebstähle je 100 000 Einwohner zu Grunde, befindet sich demnach einmal mehr Münster auf dem ersten Platz mit 1721 Räder (absolut: 5337, plus 144 gegenüber 2015). Auf Platz zwei liegt erstmals Leipzig. In der Messestadt wurden 1720 Drahtesel je 100 000 Einwohner geklaut. Absolut entspricht dies 9642 entwendeten Rädern. Das sind 2791 Räder mehr als 2015. Damit verzeichnet Leipzig den größten Anstieg deutschlandweit. Die Nachbarstadt Halle belegt den dritten Rang mit 1543 Diebstählen je 100 000 Einwohner (3657 absolut, plus 298).
Wie steht Thüringen im Vergleich der Bundesländer da?
Der Freistaat liegt mit 228 Diebstählen je 100 000 Einwohner auf Platz 13 der insgesamt 16
Bundesländer. Das Diebstahlrisiko wird als gering eingestuft und liegt 44 Prozent unter dem Durchschnitt. Der Stadtstaat Bremen ist die bundesdeutsche Hochburg des Fahrraddiebstahls mit 1010 geklauten Velos je 100 000 Einwohner, dahinter liegen Hamburg und Berlin mit je 978 sowie Sachsen-Anhalt (649) und Brandenburg (570). Am sichersten ist es im Saarland mit 100 Diebstählen je 100 000 Einwohner, es folgen Rheinland-Pfalz (176) und Bayern (225).
Gibt es ein bestimmtes Täterprofil ?
Da in diesem Deliktsbereich in Thüringen weniger als 20 Prozent der Fälle aufgeklärt werden, haben die Angaben zu den Tatverdächtigen nur eine begrenzte Aussagekraft, so das LKA. Die ermittelten Tatverdächtigen sind im Freistaat eher männlich und älter als 21 Jahre. Die Hälfte der ermittelten Tatverdächtigen besitzen nicht die deutsche Staatsangehörigkeit.
Auf ganz Deutschland bezogen sind billiger.de zufolge 38 Prozent der Täter jünger als 21 Jahre, 92 Prozent der Täter sind männlich. Alles in allem wurden 332 486 Diebstähle gezählt, das sind 911 Räder jeden Tag. Der Schaden wird auf 177 Millionen Euro beziffert.
Handelt es sich um Einzeltäter, oder sind auch Banden unterwegs?
In der polizeilichen Kriminalstatistik wird keine Unterscheidung nach Bandendiebstahl getroffen, unterschieden wird nur der einfache vom schweren Fahrraddiebstahl, teilt das LKA mit. Von den ermittelten Tatverdächtigen werden jährlich etwa 70 Prozent mit dem Merkmal „alleinhandelnd“registriert.
Gibt es Tipps, um dem Fahrraddiebstahl vorzubeugen?
Das Individualisieren des Rades mit auffälligen Farben oder Aufklebern kann es einem Dieb erschweren, dafür einen Abnehmer zu finden . Das Fahrrad sollte codiert und registriert werden. Ansprechpartner dafür sind Fahrradclubs und die Polizei. Eine Codierung des Fahrrades erschwert ebenfalls den Weiterverkauf. Ohne den Sattel am Rad hat vor allem der Gelegenheitsdieb kaum einen Anreiz, das Rad zu klauen.
Das Rad sollte immer an einem stabilen Gegenstand angeschlossen werden (etwa Laternenmast). Besser noch: Das gesicherte Fahrrad über Nacht in einem abgeschlossenen Raum abstellen. Man sollte mindestens ein Foto von seinem Fahrrad machen. Das erleichtert die Beweisführung gegenüber der Polizei.
Welches Fahrradschloss bietet den besten Schutz vor Langfingern?
Zahlreiche Tests belegen immer wieder eindeutig: Die sichersten Schlösser sind Bügelschlösser, teilt der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) mit. In jedem Fall sei Schnäppchen-Jägerei beim Kauf fehl am Platze. In ein gutes Schloss müsse kein Vermögen investiert werden. Doch hochwertige Schlösser, die ausreichenden Schutz bieten können, seien meist aufgrund der verwendeten Materialien teurer. Was nütze Knausern, wenn das Billig-Schloss keinen ausreichenden Schutz biete und die auf den Diebstahl folgenden Kosten viel höher sind?
Wie viel sollte ich für ein gutes Fahrradschloss ausgeben?
Als Faustregel gilt, dass dem Besitzer ein guter Diebstahlschutz fünf bis zehn Prozent des Neupreises des Fahrrads wert sein sollte, so der ADFC.