Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Schneiders droht der Auszug
Unwetter wirkt in Lehnstedt nach: Dorfälteste muss womöglich für eine Zeit Haus verlassen
„Ich hatte einen Schutzengel“, sagt Leo Schneider. Kurz vor dem Hagelsturm habe er sein Gewächshaus verlassen. Nur Minuten später fielen dort messerscharfe Glasscherben herunter.
Das Unheil der Verwüstungen vom Freitag wirkt nach: Schneiders Mutter Ruth ist die älteste Bewohnerin von Lehnstedt und muss nun mit 94 Jahren womöglich einen Umzug über sich ergehen lassen.
Ihr Dach ist zwar seit Montag provisorisch abgedichtet. Doch während des Unwetters ist zuviel Wasser eingedrungen. „Balken, Wände, Möbel und Teppiche – alles hat Feuchtigkeit gezogen“, berichtet der Sohn. Anfang der Woche bestätigte ihm das Sabine Streng, Mitarbeiterin der Sprint Sanierung GmbH aus Erfurt. Sie hat sich im Auftrag der Versicherung einen ersten Eindruck vom Schaden verschafft.
„Ich war nur die Vorhut“, sagt sie am Telefon: „Der Nässeschaden war mit bloßem Auge ersichtlich. Die Messungen haben es dann bestätigt.“Es könne gut sein, dass die Schneiders für die nötigen Reparaturarbeiten das Haus für eine Weile verlassen müssen, „aber das ist immer eine Ermessensfrage. Das letzte Wort spricht der Gutachter der Versicherung“, sagt Streng. Diesen erwartet Leo Schneider am kommenden Montag.
Dann entscheidet sich, wie es weitergeht. Schneider schätzt, dass eine größere Baumaßnahme auf sie zukommt: „Wenn wir nicht drin bleiben können, werden wir bei meiner Schwester zusammenrücken müssen.“Diese wohnt im Nachbarhaus, dessen Dach am Montag von Fachleuten zweier Betriebe ausgebessert wurde. Einer von ihnen, Holz- und Bautenschützer Patrick Laufer, sagt, er habe aus der Region ca. 35 Anrufe erhalten – von Magdala bis Mellingen. Für die Sprint Sanierung sehe es ähnlich aus, erklärt Sabine Streng: „Wir werden in der Gegend für Monate zu tun haben.“
Leo Schneider betont, man müsse nach vorn schauen, und dass er mit der Reaktion der Versicherung bisher zufrieden ist. „Hoffentlich dauert das alles nicht zu lang. Bei meiner Mutter bemerke ich gesundheitliche Auswirkungen, nach dem Schock“, fügt er an.
Wie viele andere im Dorf, sagt auch Ruth Schneider, dass sie solch einen Hagelschlag in ihrem ganzen langen Leben in Lehnstedt noch nicht erlebt hat.
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