Thüringische Landeszeitung (Weimar)
„Die Beton-Dinger schwimmen ja tatsächlich!“
Studenten lassen ihre Meisterstücke zu Wasser und bereiten sich auf die 16. BetonkanuRegatta am 9. Juni in Köln vor
Unter den Blicken einiger Passanten traten gestern die beiden Betonkanus der Bauhaus-Uni auf dem Weimarhallenteich erfolgreich ihre Jungfernfahrt an. „Die Beton-Dinger schwimmen ja tatsächlich“, wunderte sich ein Schaulustiger, als die baugleichen Boote mit den Namen „Vulkanu“und „Cokanut“nach der feierlichen Sekttaufe ins Wasser gelassen wurden. Die Namen knüpfen an das diesjährige Motto „Hawaiimar“an und stehen stellvertretend für die Gegensätze der pazifischen Inselkette mit ihren Vulkanlandschaften und Palmenstränden.
Entstanden sind die Boote im Finger-Institut der Bauhaus-Uni in der Coudraystraße. Seit Oktober vergangenen Jahres tüftelten hier rund 25 Studenten der Fachrichtung Bauingenieurwesen an den Kanus. Die monatelange Arbeit scheint sich nun auszuzahlen, so zumindest das erste Fazit von Sophie Unbehau, die eines der Kanu gestern mit ihrer Kommilitonin Luise Dehnert ausgiebig testete. „Es liegt sehr gut im Wasser, ist sehr wendig, schnell und lässt sich gut steuern, obwohl es sehr feinfühlig ist“, gibt sie sich zuversichtlich.
Die beiden Bauhausstudentinnen gehören zum Weimarer Frauenteam, das am 9. und 10. Juni in Köln zur 16. BetonkanuRegatta für die Bauhaus-Uni in Köln teilnimmt. Mit nach Köln fahren auch die beiden Männerteams: Maximilian Wunsch mit Erik Geyer sowie Olcay Kaynak mit Tuan Nguyen. Dabei ist die Konkurrenz in Köln groß, schließlich sind bei dem Wettbewerb insgesamt 79 Kanus aus ganz Europa angemeldet, die wie auch die Weimarer mit mehrenen Besatzungen starten werden. So gibt es alleine über 130 Männerteams.
2013 wurde der Wettbewerb vom Massen- auf Einzelbahnstart umgestellt. Ein Kriterium, weshalb die Boote seither filigraner gebaut werden können, da die Gefahr einer Rempelei so fast ausgeschlossen ist. Für die Planung und den Bau ist deshalb an der Coudraystraße lange im Betonlabor getüftelt worden. Außerdem greift man auf die Erfahrungswerte aus den vergangen Jahren zurück. Das macht es am Ende möglich, dass die Wandstärken der Boote auf mittlerweile fünf bis sechs Millimeter schrumpfen konnten.
Im erster Schritt entsteht die Form des Bootskörpers im Strömungskanal am Computer. Daraus wird ein Styroporkörper gebaut, der als Vorlage für die Fiberglasschalung dient, in die dann die Betonmischung – mit Kunststoffgewebe verstärkt – aufgespachtelt wird.
„Mit der Arbeit an den Kanus kann man viel für seinen späteren Beruf mitnehmen, außerdem ist es der Reiz, ein Material wie Beton zum Schwimmen zu bringen“, sagt Studentin Sophie Unbehau zu ihrer Motivation, an dem Projekt teilzunehmen.
Zuversichtlich zeigen sich die Studenten auch mit Blick auf die Regatta in knapp zwei Wochen in Köln. Die Starter müssen dabei eine Strecke von 150 Metern zurücklegen, und nach einer Wende geht es auf dem selben Weg in Richtung Ziel. Ein wahrer Kraftakt auch für die Weimarer Kanuten. Deshalb üben sie seit knapp drei Wochen regelmäßig mit einem Testboot auf dem Stausee Großbrembach, um Koordination und Fitness zu trainieren.