Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Ungerechte Rente
Über die Gesetzespläne des Sozialministers
Eines bleibt sicher: Die Rente ist ungerecht. Nicht alle, aber doch viele Rentner haben den Eindruck, dass die Geldsumme, die sie jeden Monat von der Rentenversicherung bekommen, ihre Lebensleistung nicht ausreichend würdigt. Daran wird auch der „Rentenpakt“nichts ändern, den Sozialminister Hubertus Heil nun schmieden will. Obwohl der SPDPolitiker das Vertrauen in die Rentenversicherung stärken will, macht er die Fehler seiner Vorgänger. Er schraubt hier und da und bewirkt das Gegenteil: Die Rente wird unübersichtlicher, unsicherer und damit ungerechter.
Beispiel Mütterrente: Den dritten Rentenpunkt nur Eltern zu gewähren, die drei oder mehr Kinder geboren haben, ist absurd. Sind zwei Kinder oder auch nur ein Kind weniger wert? Haben ihre Mütter und Väter etwa damals auf weniger verzichtet, um den Nachwuchs zu betreuen? Es sind solche offensichtlichen Ungerechtigkeiten, die das Vertrauen in die Rentenversicherung erodieren lassen. In einem Punkt immerhin ist die Bundesregierung ehrlich: Sie gesteht ein, dass die gesetzliche Rente ohne noch mehr Steuergeld kaum mehr zu retten sein wird. Gibt es nicht schnell viel mehr Beitragszahler (was nur durch mehr Zuwanderung möglich wäre), dann werden bald mehr als ein Drittel des Bundeshaushalts in die Rentenkasse fließen.
Das Kernproblem ist und bleibt, dass immer weniger Arbeitnehmer immer mehr Rentner für eine immer längere Zeit finanzieren müssen. Noch höhere Rentenbeiträge will keiner zahlen, ein noch niedrigeres Rentenniveau will auch keiner hinnehmen. Man darf gespannt sein, welche Lösung die Rentenkommission anbietet, die über die Zeit nach 2025 nachdenkt.