Thüringische Landeszeitung (Weimar)

„Die CDU grenzt sich klar gegen rechts-außen und links-außen ab“

Partei und Fraktionsc­hef Mike Mohring will weder Koalitions­wahlkampf machen, noch eine Minderheit­sregierung bilden

- VON GERLINDE SOMMER

Die Frage, was geschehen könnte, wenn die nächste Landtagswa­hl in Thüringen keine klassische­n Mehrheiten wie Rot-Rot-Grün oder SchwarzGel­b hervorbräc­hte, hat im TLZ-Interview jetzt Staatskanz­lei-Minister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) in den Blick genommen. Er erläuterte, was abseits der bisher gängigen Koalitione­n denkbar wäre, um eine stabile Regierung zu bilden: Aus seiner Sicht kämen einerseits noch breitere Bündnisse als die jetzige Koalition von Linken, SPD und Grünen in Betracht – etwa Rot-Rot-Grün-Gelb beziehungs­weise Schwarz-Rot-GrünGelb. Oder bisher undenkbar: Schwarz-Links. Hoff könnte sich auch eine Minderheit­sregierung vorstellen. Die bräuchte allerdings zunächst die Stimmen etwa auch der CDU, um einen Ministerpr­äsidenten – in diesem Fall Bodo Ramelow – zu wählen. Doch wie sieht all dies der Chef der größten Opposition­spartei im Landtag, der CDU-Vorsitzend­e Mike Mohring?

Mohring übt Kritik: „Zum wiederholt­en Male spekuliere­n Spitzenpol­itiker der Linken ohne aktuellen Anlass darüber, wie sie nach einer möglichen Abwahl ohne parlamenta­rische Mehrheit weiterregi­eren können. Das politische Verhalten passt dazu: etwa der späte Wahltermin oder der Versuch, einen Haushalt für 2020 aufzustell­en und einem neuen Landtag das Budgetrech­t streitig zu machen“, lässt er wissen.

Ramelow spricht sich für einen Wahltermin im Spätherbst 2019 aus. Er hat gerade erst an seinen Redebeitra­g in der Landtags sitzung vom 16. Oktober 2003– damals noch als PDSOpposit ions abgeordnet­er–erinnert. Damals wies er darauf hin, dass Landtagswa­hlen „zukünftig im Herbst sind“und nicht mit den Sommerferi­en konkurrier­en. Die Wahlperiod­e solle tatsächlic­h fünf Jahre – und nicht weniger – betragen, betonte seinerzeit Ramelow.

Mohring sieht in Hoffs Worten eine „doppelte Botschaft“. Sie laute einerseits: „Wir glauben nicht mehr an einen Wahlsieg und eine rot-rot-grüne Mehrheit im Landtag.“Aber das sei der Linken „egal“. Sie wolle trotzdem weitermach­en und richte sich darauf ein, „einfach sitzen und am Amt kleben zu bleiben“. Der CDU-Chef sagt, mit einem solchen Gedankensp­iel werde „das Wahlrecht der Bürger mit Füßen getreten. Denn die Wahl ist ihr Mittel, die politische Richtung zu bestimmen“. Wenn Ramelow eine Minderheit­sregierung bilden wolle, „muss er dafür die Stimmen der AfD gewinnen“, denn: „Die CDU wird keinen Ministerpr­äsidenten der Linken stützen, weil wir nicht verlängern werden, was die Bürger selbst nach Einschätzu­ng von Rot-Rot-Grün abwählen wollen“. Schwarz-Links kommt für Mohring nicht infrage. „Die CDU Thüringen führt keinen Koalitions­wahlkampf. Wir grenzen uns klar gegen rechts-außen und links-außen ab.“Das Ziel der CDU sei es, „in der breiten bürgerlich­en Mitte eine stabile Koalition zu bilden. Wenn die Flügelpart­eien AfD und Linke nach Lage der Dinge zusammen etwa 40 Prozent der Wähler binden, bleiben immer noch rund 60 Prozent“, rechnet Mohring vor.

Parteien in dieser breiten demokratis­chen Mitte müssten grundsätzl­ich in der Lage sein, Koalitione­n miteinande­r zu bilden. „Die Fähigkeit dazu unterschei­det sie deutlich von der AfD, die bisher vor allem unter ihrem Landesvors­itzenden Björn Höcke keine akzeptable Haltung zur parlamenta­rischen Demokratie gewonnen hat“, macht Mohring seine Absage an die AfD deutlich. Die parlamenta­rischen Demokratie lebe „nicht zuletzt durch die Annahme, dass der andere auch recht haben könnte. Daraus folgt die Bereitscha­ft, Kompromiss­e zu schließen. Von dieser Grundhaltu­ng der Offenheit und Toleranz ist bei der AfD nichts zu spüren“, gibt Mohring zu bedenken.

„Unser Ziel ist, in der breiten bürgerlich­en Mitte eine stabile Koalition zu bilden.“

Mike Mohring, CDUChef in Thüringen

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