Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Warnstreik auch in Süßenborn
Im Warenhaus vor den Toren von Weimar bildeten sich am Freitag häufiger als üblich Schlangen an den Kassen
„Trotz Streik geöffnet“– im Gegensatz zu anderen Anlässen machte der real-Markt in Süßenborn Freitag keine Anstalten, das Wissen um den Warnstreik klein zu halten. Schon am Eingang empfingen Aufsteller die Kundschaft und machten auf die Umstände aufmerksam.
Es hätte auch wenig genutzt. Offenbar hatte sich doch eine durchaus namhafte Mitarbeiterzahl am Warnstreik der Gewerkschaft Verdi beteiligt. An den Kassen saßen zeitweise Frauen, deren Job das Kassieren nicht an jedem Tag ist. So bedurfte es nicht des Hinweises: „Aufgrund eines Warnstreiks kann es heute zu Verzögerungen bei der Kassenabwicklung kommen“. So mancher Kunde bemerkte es an den Schlangen, die sich immer wieder bildeten.
Verdi hatte Beschäftigte in real-Märkten in Thüringen und Sachsen-Anhalt zum Streik aufgerufen. 60 Mitarbeiter aus Weimar, Erfurt, Gotha, Magdeburg und Blankenburg beteiligten sich. Der Streit geht um die Kündigung des Tarifvertrags und der darin geregelten Standort- und Beschäftigungssicherheit durch die Metro-Gruppe. Neue Mitarbeiter erhalten künftig 24 Prozent weniger Lohn und Gehalt, weniger Urlaubs- und Weihnachtsgeld, keine Spätarbeitszuschläge und Nachtarbeitszuschläge erst ab 22 Uhr.
„Da ist es eher verwunderlich, dass hier überhaupt jemand arbeitet“, sagt Kundin Gislinde Röhrig, als ihr die Nachbarin in der Schlange den Grund des Warnstreiks erläutert. „Die Kolleginnen und Kollegen wollen das auch nicht akzeptieren“, meint der Verdi-Streikleiter in Erfurt, Ronny Streich.