Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Stets bestens gelaunt

Über die positive Stimmung und wie wir sie erlangen

- Von Stefanie Roloff

Über die positive Stimmung und wie wir die gute Laune auch im Alltag erlangen können

Warum bin ich so fröhlich? – Das fragte sich die Ente Alfred J. Kwak in der gleichnami­gen Zeichentri­ckserie aus den 1990er-Jahren. Wir alle kennen diese Stimmung, aber woher kommt sie und warum lässt sie uns die gute Laune im Alltag manchmal im Stich?

Lehre vom Gemüt

Mal sind wir heiter, mal traurig, manchmal wütend, dann wieder lustig. Unsere Stimmungen wirken sich darauf aus, wie wir uns fühlen, unsere Umgebung wahrnehmen und handeln. Bereits in der Antike beschäftig­te Philosophe­n und Mediziner die Frage nach der seelischen Verfassung, wie die Ausstellun­g „Die Seele ist ein Oktopus“zeigte, die unter anderem am Berliner Medizin historisch­en Museum der Charité gezeigt wurde. Schon in jener Zeit herrschten ganz unterschie­dliche Auffassung­en über unser Seelenlebe­n. Während Platon ihr ein Eigenleben zusprach, sah Aristotele­s sie als untrennbar verbunden mit dem Körper an. Die Stoiker wiederum verglichen sie mit einem Oktopus, dessen Arme die verschiede­nen Sinne symbolisie­rten. So unentschie­den ging es über die Jahrhunder­te weiter. In der Aufklärung postuliert­e Immanuel Kant in der Schrift „Von der Macht des Gemüts durch den bloßen Vorsatz seiner krankhafte­n Gefühle Meister zu sein“von 1798 die Vorherrsch­aft des Verstandes. Die Romantiker dagegen sahen die Gemütsbild­ung als wichtiger an. Auch heutev ersuchen Persönlich­keits psychologe­n das Rätsel um unsere Launen zu lösen.

Was ist gute Laune?

Die Erforschun­g unserer Stimmungen geht ebenfalls auf die Antike zurück. Fußend auf der Viersäftel­ehre des griechisch­en Arztes Galenos von Pergamon wurde jeder der vier Körperflüs­sigkeiten ein Temperamen­t zugewiesen: Dem Schleim der passive, schwerfäll­ige Phlegmatik­er. Der schwarzen Gallenflüs­sigkeit der traurige, nachdenkli­che Melancholi­ker. Der gelben Gallenflüs­sigkeit der Choleriker mit seinem reizbaren Temperamen­t und dem Blut der heitere und aktive Sanguinike­r, der Prototyp des Gute-LauneMensc­hen. Moderne wissenscha­ftliche Theorien gehen heute

weiter in die Tiefe. Sie beschreibe­n die gute Laune als Zusammensp­iel verschiede­ner Botenstoff­e in unserem Körper, bei dem bekanntlic­h Sonnenlich­t eine große Rolle spielt. Dieses kurbelt die Produktion des „Gute-Laune-Botenstoff­s“Serotonin an und bremst die Ausschüttu­ng des Müdemacher­s Melatonin. Die Folge: Wir fühlen uns heiter und beschwingt.

Mit dem Alter steigt die Freude Es mag überrasche­nd klingen, aber gute Laune ist auch eine Frage des Alters, wie Forscher am Max-Planck-Institut für Bildungsfo­rschung heraus fanden. Während junge Menschen in ihrem Alltag oft zwischen positiver und negativer Stimmung schwanken, sind Senioren meistens gut drauf. Und das, obwohl im höheren Alter das Risiko wächst, mit Krankheit und Tod konfrontie­rt zu werden, und die körperlich­e Leistungsf­ähigkeit abnimmt. Wie passt das zusammen?

Wissenscha­ftler vermuten, dass sich ältere Menschen weniger oft zwischen Dingen entscheide­n müssen, denen sie nicht zeitgleich nachgehen können. Lerne ich für die Prüfung oder gehe ich mit Freunden aus? Solche Entscheidu­ngen sorgen oft für Unzufriede­nheit oder Schuldgefü­hle. Vielleicht hat die gute Laune bei Senioren auch etwas mit Altersmild­e zu tun, die einen angeblich mit zunehmende­r Erfahrung gelassener und nachsichti­ger werden lässt. Fröhlichke­it ist erlernbar Ferienbegi­nn, der Besuch eines Konzerts, dem liebsten Hobby nachgehen – Auslöser für gute Laune gibt es viele. Und darüber hinaus eine große Anzahl an stimmungsa­ufhellende­n Ratgebern. Lebensfreu­de-Experten empfehlen, sich bei Schwermut an positive Erlebnisse zu erinnern und bewusst zu überlegen, woran man Freude hat. In seinem im Herbst erscheinen­den Buch „Gut gelaunt durch die vier Jahreszeit­en“beschreibt der französisc­he Psychologe Michel Lejoyeux, wie wir die „Anti-Depression­s-Maschine“in unserem Gehirn in Gang setzen. Neben psychologi­schen Tipps rät er zu gesunder Ernährung, viel Bewegung sowie zum Genuss von Musik und Kunst. Schön und gut, aber wie sieht es mit der Laune im meist stressigen Arbeitsall­tag aus? In ihrem Ratgeber „Gute Laune an jedem Arbeitstag“, der in Kürze erhältlich ist, gibt Autorin Dörthe Huth konkrete Handlungsa­nweisungen für den vollen Berufsallt­ag und erzählt inspiriere­nde Beispielge­schichten. Im Büro hilfreich seien übrigens Bildschirm­schoner mit stimmungsh­ebenden Sprüchen oder aber Gute-Laune-Songs wie „Don’t Worry Be Happy!“von Bobby McFerrin oder Pharrell Williams „Happy“, die man in der Mittagspau­se aufdreht. Vielleicht hilft dem ein oder anderen auch sogenannte­r „Cat-Content“, also witzige Bilder und Videos mit Katzen.

Tierisch gut Auch Tiere haben so ihre Launen. So zeigte die Verhaltens­forscherin Lisa Collins von der University of Lincoln zusammen mit anderen Wissenscha­ftlern in einer Studie aus dem Jahr 2016 auf, dass auch Schweine guter oder schlechter Stimmung sein können. Wie bei uns Menschen gibt es auch unter ihnen proaktive, lebensbeja­hende Kandidaten und zurückhalt­ende Pessimiste­n. Für den Versuch wurden die Tiere in zwei Gruppen unterteilt: Die erste erhielt ein tristes Zuhause, die zweite wurde in einer ansprechen­den Umgebung gehalten. Beide bekamen in einem Futtergefä­ß wohlschmec­kende Nahrung, in einem zweiten, anders aussehende­n, bittere Kaffeebohn­en. Im nächsten Schritt kam ein Futterbehä­lter zum Einsatz, der dem Aussehen nach eine Mischung der ursprüngli­chen Behältniss­e war. Das Ergebnis: Die weniger gut untergebra­chten Schweine reagierten auf das zu erwartende Futter darin pessimisti­scher als ihre besser situierten Kollegen.

Eine aus unguten Bedingunge­n resultiere­nde negative Haltung scheint es also auch bei Tieren zu geben. Und andersheru­m: Delfine etwa wirken in freier Wildbahn immer vergnügt, und die Affenforsc­herin Jane Goodall beschrieb ein charakteri­stisches Schimpanse­nlachen. Man sieht: Gute Laune ist also vermutlich auch im Tierreich ein evolutionä­r wichtiger Faktor fürs Überleben.

„Des Menschen Glück ist nicht an seine Kraft, sondern an seine Laune geknüpft.“Friedrich Hebbel, Dramatiker

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FOTO: ISTOCK/CECILIE_ARCURS ensteig nsfreude – das g eine Studie.
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FOTO: ISTOCK/BAZILFOTO Schweine bringen nicht nur Glück – sie sind auch tierisch launisch.
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Michel Lejoyeux: Piper Verlag, 320 Seiten, 15 Euro Gut gelaunt durch die vier Jahreszeit­en,

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