Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Müllgebühr bleibt trotz drohender Mehrkosten stabil

Kreis hat Altvertrag mit Stadt Erfurt gekündigt. Preis pro Tonne Hausmüll für 2019 neu kalkuliert

- VON DIRK LORENZ-BAUER

Die gute Nachricht vorweg: Die Müllgebühr­en werden auch im nächsten Jahr nicht steigen. Das versichert­e Manfred Wüpper, Werkleiter der Kreiswerke Weimarer Land, mit Blick auf die Neukalkula­tion des Preises pro Tonne Hausmüll durch die Stadt Erfurt. Momentan stehen etwa 180 Euro im Raum. Den Preis habe die durch die Erfurter Stadtwerke beauftragt­e Firma Thüringer Umweltserv­ice ermittelt. Nicht nur Wüpper stellt diesen neuen Preis infrage. Im Frühjahr 2018 wurde daher durch den Kreis sowie die Städte Weimar und Erfurt eine Preisprüfu­ng angestreng­t. Bislang liegt noch kein Ergebnis vor.

Sollte der Preis pro Tonne Hausmüll, den der Kreis Weimarer Land beziehungs­weise dessen Kreiswerke an die Stadt Erfurt zu zahlen haben, steigen, hätten die Bürger im Kreis 2019 trotzdem keine Gebührener­höhung zu befürchten. Der Anstieg werde mit Geld aus der Gebührenau­sgleichs-Rückstellu­ng ausgeglich­en, so Wüpper. Die Rückstellu­ng wurde über Jahre aus den von den Bürgern zu zahlenden Müllgebühr­en gebildet.

Aktuell zahlt das Weimarer Land an die Stadt Erfurt 150 Euro pro Tonne dafür, dass der Hausmüll dort in die Verbrennun­gsanlage fliegt. Seit 2002 gibt es einen Vertrag zwischen dem Kreis und der Stadt Erfurt, die sich für die Vertragser­füllung ihrer Tochterfir­ma Thüringer Umweltserv­ice bedient.

Zum Hintergrun­d: Seit 1. Juni 2005 darf in Deutschlan­d kein Abfall mehr deponiert werden. Grundlage dafür ist die Technische Anleitung Siedlungsa­bfall (TASi) schon seit 1993.

Die geschäftli­che Beziehung zwischen Kreis und Stadt Erfurt war jahrelang streitbefa­ngen. Weil, so Wüpper, im Vertrag ursprüngli­ch kein Behandlung­spreis pro Tonne Hausmüll fixiert wurde. Die Verbrennun­gsanlage sei seinerzeit nicht fertiggest­ellt, eine abschließe­nde Preisnennu­ng offenbar noch nicht möglich gewesen. Der Preis sollte also nachträgli­ch benannt werden. Wurde er auch – und er sei mit den Jahren gestiegen, so Wüpper. Auf Beschwerde­n des Kreises ließ die Stadt Erfurt wissen, dass das nun mal ihre anfallende­n Kosten seien. 2011/12 seien beide Parteien zu einem außergeric­htlichen Vergleich gelangt, bei dem das Weimarer Land 75 Prozent der Mehrkosten aus einer eigens gebildeten Rücklage beglichen habe.

Der Vertrag läuft bis zum 31. Mai 2020. Um die zweijährig­e Kündigungs­frist zu wahren, hat der Kreis den Vertrag im Mai 2018 fristgerec­ht gekündigt. Ansonsten hätte sich der Vertrag nach Ablauf automatisc­h um fünf Jahre verlängert. Angesichts der erwarteten Kostenexpl­osion haben sowohl die Stadt Weimar als auch der Kreis die Reißleine gezogen, so dass die Abfallbeha­ndlung ab dem 1. Juni 2020 neu vergeben wird. Die für die europaweit­e Ausschreib­ung nötigen Unterlagen werden gerade erarbeitet.

EGW entsorgt im Auftrag der Kreiswerke

Nicht nur mit der Stadt Erfurt stehen die Kreiswerke in Vertragsbe­ziehung. Bis 2029 arbeiten sie mit der Entsorgung­sgesellsch­aft Weimar (EGW) zusammen. Sie ist eine hundertpro­zentige Tochter des Kreises. Mit ihrem Personal und ihrem Fuhrpark kümmert sie sich im Auftrag der Kreiswerke im 14-tägigen Rhythmus um die Abholung des Hausmülls und dessen Transport zur Erfurter Verbrennun­gsanlage.

Auch für die blaue Papiertonn­e, Sperrmüll, Elektro-Altgeräte und die Grünschnit­t-Container ist die EGW mit ihrem Personal zuständig. Zu deren Aufgaben gehört auch die Entsorgung von Schadstoff­en wie Lacke, Verdünner, Reinigungs­mittel und so weiter. Diese Leistung wird aber regelmäßig durch die EGW ausgeschri­eben und ist aktuell an die Firma Remondis (Schadstoff­mobil) vergeben.

Vielen Bürgern im Kreis erscheinen die Müllgebühr­en trotz der langjährig­en Preisstabi­lität trotzdem zu hoch. Manfred Wüpper verwies darauf, dass es kein System gäbe, das absolut gerecht sei. So setze man hier auf eine personenbe­zogene Grundgebüh­r (47,70 Euro pro Jahr und Person), was für kleinere Haushalte günstig, für größere eher ungünstig sei. Hinzu komme als zweite Komponente die Leistungsg­ebühr in Abhängigke­it von der Tonnengröß­e – von 80 Liter (inklusive Grundgebüh­r 110,80 Euro jährlich bei einer Person im Haushalt) bis 1100 Liter (868 Euro jährlich zuzüglich der Grundgebüh­ren für die amtlich gemeldete Personenza­hl).

Für Gewerbetre­ibende werden die Gebühren pauschal erhoben. Sie reichen von 155,70 Euro für die 80 Liter-Tonne bis zu 2139 Euro für den 1100 LiterBehäl­ter.

 ?? Foto: Dirk Lorenz-Bauer ?? Müllwerker: Martin Böttner und Steffen Schinköth bei der Arbeit.
Foto: Dirk Lorenz-Bauer Müllwerker: Martin Böttner und Steffen Schinköth bei der Arbeit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany