Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Aber bitte mit Quitte!

Schon in der Antike kannie man die goldgelben Fruchte mit dem zarten Duft. Sie lassen sich vielsiltig verarbeite­n

- Von Ulrike Schattenma­nn

Schon in der Antike kannte man die goldgelben Früchte. So kann man sie verarbeite­n.

Es muss so Mitte des letzten Jahrhunder­ts gewesen sein, als sich die Quitte langsam vom Speisezett­el verabschie­dete. Das Kernobst, das nicht ganz unaufwendi­g in der Zubereitun­g und zudem in rohem Zustand steinhart und ungenießba­r ist, wurde als Arme-Leute-Essen verschmäht. Dabei hat die spröde Schönheit, die aufgrund ihrer dekorative­n Form schon von einigen berühmten Künstlern verewigt wurde, viel zu bieten.

Das Deo der Antike

Wer einmal einen Korb Quitten bei sich zu Hause aufbewahrt hat, weiß um den feinen Duft, den die Früchte verströmen. „In der Antike trugen deshalb Männer Quitten als Parfüm in ihren Taschen, und bis ins 20. Jahrhunder­t hinein wurden reife Quitten in den Wäscheschr­ank zwischen die Laken gelegt“, sagt Evemarie Löser. Ursprüngli­ch stamme die Quitte aus dem südlichen Kaukasus, ergänzt ihr Ehemann, Frank Löser. Von dort verbreitet­e sie sich nach Europa: „Die Römer brachten die Frucht mit dem Weinbau mit, die Quitte diente ihnen als Windschutz für die Reben.“

Das Ehepaar veröffentl­icht seit einiger Zeit Bücher über in Vergessenh­eit geratene regionale Obst- und Gemüsesort­en, auch zur Quitte ist ein Band erschienen. „Seitdem bekommen wir zum Saisonstar­t körbeweise Quitten geschenkt“, erzählt die gebürtige Thüringeri­n, die sich darüber freut, dass die Frucht wieder den Weg in die Küchen gefunden hat. Das liegt auch am neuen Gesundheit­sbewusstse­in, zu dem die Quitte, ballaststo­ffreich, kalorienar­m und voller Vitamin C, gut passt. Nicht von ungefähr war sie im Mittelalte­r eine wichtige Heilpflanz­e.

Aber vor allem ist die Quitte eine kulinarisc­he Bereicheru­ng. Küchenchef­s wie Ulrich Rösch aus dem Weinrestau­rant Turmschänk­e in Eisenach wissen das zu schätzen. „Wir richten unsere Speisekart­e nach Produkten aus der Region aus, und da spielt im Herbst die Quitte immer eine Rolle“, sagt Rösch, dem Stammgäste gerade kiloweise Quitten aus ihrem Garten mitgebrach­t haben. Rösch serviert die Früchte eingekocht als Mus zu Schokolade­n-Chili-Eis. Dazu schneidet er sie in Scheiben und kocht sie mit Lorbeerblä­ttern ein, „das gibt einen schönen kräftigen Ton“. Aber nicht nur als Dessert, auch herzhaft bringt der Koch das Obst auf den Tisch: „Ihr süßliches Aroma harmoniert gut mit Geflügel oder Gänseleber.“

Tee, Gelee, Kuchen oder Smoothie

Klassisch wird die Quitte ähnlich verarbeite­t wie der Apfel. Kerne und Schalen enthalten viel Pektin und Aroma, weshalb man sie beim Einkochen von Gelee nicht entfernen sollte, rät Expertin Löser. „Was übrig bleibt, drehen Sie durch die Flotte Lotte und machen Mus daraus.“Aber die Quitte lässt sich auch wie eine Paprika füllen, wie Kartoffeln rösten, zu einem Smoothie verarbeite­n oder klein geschnitte­n und mit heißem Wasser überbrüht als Tee genießen. Probieren Sie es doch einfach mal aus!

„Das süßliche Aroma der Quitte harmoniert gut mit Geflügel, Wild oder Gänseleber.“Ulrich Rösch, Küchenchef

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany