Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Gedenken an 120 Männer auf verlorenem Posten

Troistedte­r legen einen Kranz am Grab von 19 deutschen Soldaten nieder, die am 11. April 1945 einen sinnlosen Tod starben

- Von Michael Grübner

Ein frischer Kranz liegt seit Kurzem am Gedenkstei­n für 19 gefallene deutsche Soldaten in einem kleinen Wäldchen bei Troistedt. Eine Gruppe um Ortschroni­st Harry Sochor und den ehemaligen Pfarrer Justus Lencer legte wie in jedem Jahr zum Volkstraue­rtag ein Zeichen der Erinnerung an diesem Ort nieder. Der ist zudem ein Beispiel dafür, dass historisch­e Nachforsch­ungen zu den Geschehnis­sen von 1945 auch nach mehr als 70 Jahren noch wichtig sind: „Bis vor zwei Jahren war die Wahrheit über das, was hier am 11. April 1945 passierte, noch nicht bekannt“, so Sochor. Erst der Militärhis­toriker Jürgen

Möller habe nach Einsicht in amerikanis­che Militärarc­hive das Geschehen nachzeichn­en können.

Es war ein Drama, dessen Ausgang sich früh abzeichnet­e: Deutsche Soldaten hatten am 10. April die Autobahnbr­ücke zwischen Nohra und Troistedt gesprengt, um den US-Truppen den Vormarsch zu erschweren. 120 Soldaten und Offiziere der Wehrmacht bezogen am 11. April die Schützengr­äben im Kiekholz, deren Verlauf sich dort noch heute nachvollzi­ehen lässt. Mit leichten Feuerwaffe­n und Mörser-Granatwerf­ern war ihr Widerstand jedoch „von Beginn an zum Scheitern verurteilt“, so Sochor. Mit Panzerkano­nen erwiderten die aus Richtung Gotha anrückende­n

Amerikaner das Feuer. Mit verheerend­em Ergebnis: 19 Männer waren tot oder lebensgefä­hrlich verletzt. 48 Soldaten ergaben sich und kamen in ein Internieru­ngslager in Eichelborn. Die anderen gut 50 Verteidige­r flohen in die Wälder bei Nohra, Obergrunst­edt, Ulla und Weimar. Die Toten blieben zunächst im Kiekholz liegen: Die USArmee hatte über Troistedt eine Ausgangssp­erre verhängt, die erst am 16. April endete. Da bekam der Standesbea­mte Müller von einem US-Offizier die Aufgabe, die Toten zu begraben. Müller hob mit einigen Helfern ein Massengrab in seinem Privatwald aus und hüllte die Körper der Toten in Tücher aus aufgetrenn­ten Kartoffels­äcken.

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FOTO: HARRY SOCHOR Gedenken am Volkstraue­rtag in Troistedt

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