Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Gedenken an 120 Männer auf verlorenem Posten
Troistedter legen einen Kranz am Grab von 19 deutschen Soldaten nieder, die am 11. April 1945 einen sinnlosen Tod starben
Ein frischer Kranz liegt seit Kurzem am Gedenkstein für 19 gefallene deutsche Soldaten in einem kleinen Wäldchen bei Troistedt. Eine Gruppe um Ortschronist Harry Sochor und den ehemaligen Pfarrer Justus Lencer legte wie in jedem Jahr zum Volkstrauertag ein Zeichen der Erinnerung an diesem Ort nieder. Der ist zudem ein Beispiel dafür, dass historische Nachforschungen zu den Geschehnissen von 1945 auch nach mehr als 70 Jahren noch wichtig sind: „Bis vor zwei Jahren war die Wahrheit über das, was hier am 11. April 1945 passierte, noch nicht bekannt“, so Sochor. Erst der Militärhistoriker Jürgen
Möller habe nach Einsicht in amerikanische Militärarchive das Geschehen nachzeichnen können.
Es war ein Drama, dessen Ausgang sich früh abzeichnete: Deutsche Soldaten hatten am 10. April die Autobahnbrücke zwischen Nohra und Troistedt gesprengt, um den US-Truppen den Vormarsch zu erschweren. 120 Soldaten und Offiziere der Wehrmacht bezogen am 11. April die Schützengräben im Kiekholz, deren Verlauf sich dort noch heute nachvollziehen lässt. Mit leichten Feuerwaffen und Mörser-Granatwerfern war ihr Widerstand jedoch „von Beginn an zum Scheitern verurteilt“, so Sochor. Mit Panzerkanonen erwiderten die aus Richtung Gotha anrückenden
Amerikaner das Feuer. Mit verheerendem Ergebnis: 19 Männer waren tot oder lebensgefährlich verletzt. 48 Soldaten ergaben sich und kamen in ein Internierungslager in Eichelborn. Die anderen gut 50 Verteidiger flohen in die Wälder bei Nohra, Obergrunstedt, Ulla und Weimar. Die Toten blieben zunächst im Kiekholz liegen: Die USArmee hatte über Troistedt eine Ausgangssperre verhängt, die erst am 16. April endete. Da bekam der Standesbeamte Müller von einem US-Offizier die Aufgabe, die Toten zu begraben. Müller hob mit einigen Helfern ein Massengrab in seinem Privatwald aus und hüllte die Körper der Toten in Tücher aus aufgetrennten Kartoffelsäcken.