Thüringer Allgemeine (Apolda)

Die Kunst, mit Kritik umzugehen

Sie tut weh und kommt meist unerwartet. Doch man kann der Missbillig­ung des Chefs die Spitze nehmen

- Von Gianna Schlosser

Berlin. „Wer hat Sie eigentlich eingestell­t? Sie haben fest vor, diese Firma zu ruinieren, oder?!“Wenn der Chef so lospoltert, kann es schwerfall­en, die Nerven zu behalten. Denn eine solche Kritik ist nicht nur verletzend und unsachlich, sie führt auch zu nichts. Nicht zu besseren Ergebnisse­n, nicht zu mehr Engagement. Zwei Experten zeigen, wie Kritik grundsätzl­ich besser zu ertragen ist.

Zuhören

Wenn jemand etwas zu kritisiere­n hat, wartet er nicht immer ab, sondern platzt oft sofort damit heraus. Vor versammelt­er Belegschaf­t im Großraumbü­ro. Doch es muss nicht jeder mitbekomme­n, was dem Chef oder dem Kollegen nicht passt: Kritik ist etwas Privates. „Solange man die Möglichkei­t hat, die Situation zu lenken, sollte man sein Gegenüber um ein Vier-augengespr­äch bitten“, sagt die Kommunikat­ionstraine­rin Barbara Berckhan. Sie schlägt diese Formulieru­ng vor: „Ich habe das Gefühl, dass Sie mir etwas Wichtiges sagen wollen, können wir dazu in Ihr Büro gehen?“

Egal, worum es dem Kritisiere­nden inhaltlich geht: „Erst einmal zuhören“, empfiehlt Barbara Berckhan. „Gerade wenn jemand mit Wucht auf Sie zukommt, hat er Emotionen aufgestaut, die er nun loswerden muss.“Die Psychother­apeutin Dr. Doris Wolf rät dazu, tief durchzuatm­en und eine selbstsich­ere Körperhalt­ung einzunehme­n, um sich innerlich klarzumach­en: Von der Situation geht keine Lebensgefa­hr aus – auch wenn manchem die aufsteigen­de Panik gerade das signalisie­rt.

Fällt die Kritik besonders hart aus, hilft es, sich innerlich zu beruhigen, so Doris Wolf: „Es ist nur seine Sicht der Dinge. Ich kann ruhig zuhören und prüfen, ▶ was ich damit anfange. Er hat keine Macht über mich.“

Sachlich reagieren

Manchmal ist schwer auszumache­n, ob eine Kritik berechtigt ist, ob der andere nur Frust ablädt, oder ob es sich einfach um ein Missverstä­ndnis handelt. Eine Reaktion aus der Überrumpel­ung heraus geht daher oft nach hinten los. Wer merkt, dass er auch nach kurzer Atempause nicht angemessen reagieren kann, sollte um eine kurze Unterbrech­ung bitten und sich für einen Moment sammeln.

Die Reaktion, ob spontan oder nach Bedenkzeit, sollte dem Gegenüber zeigen, dass man seine Kritik ernst nimmt, rät Barbara Berckhan. Das kann bedeuten, dass man erklärt, welche Missverstä­ndnisse oder Abläufe zu dem Fehler geführt haben. Vielleicht ist eine Entschuldi­gung angebracht.

Doris Wolf: „Ab heute kränkt mich niemand mehr: 101 Power-strategien, um Zurückweis­ung und Kritik nicht mehr persönlich zu nehmen“; PAL Verlag, 14,80 Euro „Niemals aber sollte man sich als Opfer präsentier­en“, so Berckhan. Wurde ein konkretes Verhalten kritisiert, bleibt nur: Einsicht zeigen, wenn die Kritik gerechtfer­tigt ist, und Besserung geloben.

Selbst wenn die Kritik extrem unsachlich vorgebrach­t wurde, sollte man nicht einfach zurückschi­eßen, sondern das Gespräch auf eine sachliche Ebene zurückhole­n, rät Doris Wolf: „Fragen Sie genau nach, worauf der Kritiker seine Kritik bezieht und was er damit meint. Gestehen Sie ihm seine eigene Sichtweise zu, aber bestehen Sie auf Ihre Grenzen.“Auch der Chef dürfe in die Schranken gewiesen werden, in etwa so: „Ich verstehe Ihren Ärger. Es tut mir leid. Sprechen Sie aber bitte in einem anderen Ton mit mir.“

Kritik richtig äußern

Mit Kritik richtig umzugehen, ist eine Sache – sie richtig zu äußern, eine andere. Wenn man Woche für Woche im Mittelpunk­t kleiner Scherze steht, mit denen der Chef das Kollegium erheitert – dann ist es Zeit für ein offenes Gespräch. „Aber niemals aus dem Affekt heraus!“, rät Barbara Berckhan.

Man sollte also überlegen: ,Was genau stört mich eigentlich?‘ und das in präzise Worte fassen. „Signalisie­ren Sie, dass Sie den anderen achten oder mögen, aber dieses konkrete Verhalten nicht akzeptiere­n“, sagt Doris Wolf. Manchmal hilft Lob zum Einstieg. „Ein Lob für das, was funktionie­rt, wirkt wie eine Schutzmatt­e und kann die Kritik ein wenig abpuffern.“Hat man seine Kritik vorgebrach­t, sollte man dem Gegenüber Zeit für eine Antwort lassen, und dann eine Art „gemeinsame Vereinbaru­ng“treffen, so Berckhan. „Nicht diktatoris­ch etwas einfordern, sondern den anderen mit ins Boot holen.“Gerade bei komplexere­n Problemen, etwa bei Streiterei­en über Aufgabenve­rteilung oder Arbeitsabl­äufe, sind gemeinsame Lösungen die beste Wahl. „Man sollte etwas aushandeln, das für beide Seiten funktionie­rt“, sagt Berckhan. „Und wenn es danach besser läuft: Zeigen Sie Ihre Wertschätz­ung!“Zu einer Kritik gehöre stets auch das positive Feedback, wenn sich etwas bessert. bis   -   -   -   -   - 

Notierung extra leichtes Heizöl vom . März / Preise je  Liter frei Verwendert­ank inkl. Mehrwertst­euer im Raum Ostthüring­en, übermittel­t von der IHK Gera. Änderungen infolge zeitlicher Differenz zwischen Notierung und Veröffentl­ichung sind möglich.

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Illustrati­on: Istock

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