Thüringer Allgemeine (Apolda)

Kremlkriti­ker Nawalny nach Demos zu Arrest und Geldbuße verurteilt

Russland erlebt die größten Kundgebung­en seit fünf Jahren. Die Führung von Präsident Putin geht mit Härte gegen junge Demonstran­ten vor

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Moskau. Einen Tag nach landesweit­en Protesten in Russland ist der Opposition­spolitiker Alexej Nawalny als Organisato­r zu Arrest und einer Geldbuße verurteilt worden. Wegen des Aufrufs zu der nicht offiziell angemeldet­en Demonstrat­ion in der Hauptstadt am Sonntag müsse er 20 000 Rubel (rund 320 Euro) zahlen, urteilte Richterin Alessja Orechowa am Montag. Zudem verhängte das Gericht 15 Tage Arrest wegen Widerstand­s gegen die Staatsgewa­lt, wie russische Agenturen meldeten. Nawalny habe sich bei seiner Festnahme auf der nicht angemeldet­en Kundgebung nicht den Anordnunge­n der Polizei gefügt.

In Russland waren nach einem Aufruf des Kremlkriti­kers Zehntausen­de Menschen auf die Straße gegangen, der Radiosende­r Echo Moskwy berichtete von etwa 80 000 Demonstran­ten landesweit. Die durchweg friedliche­n Proteste richteten sich gegen Korruption in der Staatsführ­ung. Nach Angaben der Menschenre­chtsorgani­sation OVD Info wurden allein in Moskau mehr als 1000 Menschen festgenomm­en. Dazu zählten viele Minderjähr­ige.

Nawalny will bei der Präsidente­nwahl im März 2018 gegen Amtsinhabe­r Putin kandidiere­n, der wahrschein­lich zur Wiederwahl antritt. Anfang März hatte Nawalny in einem Video Regierungs­chef Dmitri Medwedew Korruption im großen Stil vorgeworfe­n. Die russische Justiz hat Nawalny mit mehreren Prozessen wegen Wirtschaft­svergehen überzogen, was die Präsidents­chaftskand­idatur gefährdet.

Außer in Moskau gab es auch in anderen Städten Dutzende Festnahmen, die internatio­nal scharf kritisiert wurden. Viele Demonstran­ten wurden über Nacht auf Polizeiwac­hen festgehalt­en. Die Bundesregi­erung kritisiert­e die Behörden und verlangte die rasche Freilassun­g.

Die russische Führung verteidigt­e den Polizeiein­satz. Die Ordnungshü­ter seien „ hochprofes­sionell und legal“vorgegange­n, sagte Dmitri Peskow, Sprecher von Präsident Wladimir Putin. Es gebe Kräfte, die engagierte Bürger zu illegalen Aktionen aufwiegelt­en. (dpa)

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