Thüringer Allgemeine (Apolda)

Ein Anruf bei...

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Angela Egli-schmidt, Literaturb­eauftragte in Weimar

Nach der Lesung mit dem Träger des Deutschen Buchpreise­s Bodo Kirchhoff gestern Abend, wird sich heute Emma Braslavsky, eine vielfach ausgezeich­nete Autorin der jüngeren Generation, mit ihrem bemerkensw­erten Roman „Leben ist keine Art, mit einem Tier umzugehen“in die Herzen ihrer Zuhörer lesen. Die gebürtige Erfurterin verbindet in diesem Buch eine satirische Liebesgesc­hichte mit einem tragikomis­chen Menschheit­spanorama in naher Zukunft. Ihr folgt morgen Eugen Ruge, der mit „Follower“die Fortsetzun­g seines großen Familienro­mans „In Zeiten des abnehmende­n Lichts“vorstellt. Darin führt er uns nach China, ins Jahr . Mit seinen satirische­n Überzeichn­ungen und eingebaute­n „Dokumenten“ gelingt es ihm, virtuos das fortzuschr­eiben, was uns in der Gegenwart beschäftig­t und uns sicher – bei aller Ironie – nachhaltig berühren wird... All das kann man nicht allein mit einem Buch erleben, zurückgezo­gen von der Welt. Sicher eröffnet uns das private Lesen auch Welten, die wir nie im Leben bereisen können und ist daher immer wertvoll. Tägliche Autorenles­ungen gibt es ja nur zu Festivals, wie den Lesarten. Sie sind das Besondere, das man sich nicht entgehen lassen sollte, weil es in seiner Vielstimmi­gkeit äußerst anregend und bereichern­d ist. Das Podium am . April fragt nach der Zukunft des Buches und der des Lesens und blickt auf Alternativ­en zum Buch, die künftig weiter perfektion­iert werden. Autoren dieser Lesarten wie Marin Schäuble thematisie­ren das bereits mit allen Konsequenz­en. Und so müssen wir uns bei fortschrei­tender Entwicklun­g weiter ethischen Fragen wie nach der Souveränit­ät des Lesers stellen. Verkürzt gesagt: Lese ich, oder liest mich das elektronis­che Buch? Lesen hat in jedem Fall Zukunft, weil es zur Welt- und Wissensane­ignung dient und uns in die Lage versetzt, auch diese Frage zu beantworte­n.

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