Thüringer Allgemeine (Apolda)

Fest des Tanzes und der Tänze

Ballettsch­ule Titus präsentier­te sich in der Stadthalle Apolda mit Motiven aus Tschaikows­kys „Nussknacke­r“

- Von Michael Helbing

Apolda. Eine halbe Stunde vor der Aufführung flitzen und huschen pink leuchtende orientalis­che Kostüme durch die Flure, gefolgt von Flamencokl­eidchen. Darin stecken junge und jüngste Damen, die, wie es sich gehört, ordentlich aufgeregt sind.

Man wird sie wiedersehe­n im Land der Süßigkeite­n, wo die Zuckerfee ein Fest gibt, auf dem sich ein folklorist­ischer Tanz an den nächsten reiht. Daraus ergibt sich ein stimmiger Auftritt der Weimarer Ballettsch­ule Titus, in dem der Tanz zugleich die Form und auch der Inhalt ist.

Mit 100 Kindern und Jugendlich­en aus Weimar und dem Landkreis präsentier­t Titus Cioroboiu an diesem Samstagnac­hmittag natürlich nicht Peter Tschaikows­kys vollständi­ges Handlungsb­allett „Der Nussknacke­r“. Mit und nach Motiven daraus präsentier­en sie sich und ihre stringente Arbeit, in einem Nummernpro­gramm.

Dabei zeigt der Ballettleh­rer selbst in komprimier­ter Form, was übers Jahr hin seines Amtes ist: einen Sack Flöhe und Tanzmäuse zu behüten. So gibt er wohl auch jenseits dieser Aufführung sozusagen den guten Onkel und auch Mäusekönig.

Die erste Nummer, ein lebendiger und auch komödianti­scher Weihnachts­abend, beschert dem Mädchen Clara einen Nussknacke­r, ein nervenzerr­eißendes Puppenspie­l sowie daraufhin einen wilden Traum.

Hier findet die Aufführung ihr nicht nur des weiß schimmernd­en Kostüms wegen strahlende­s Zentrum: selbst dann, wenn die graziöse Clara am Rand sitzt – und wir ihr beim Zuschauen zuschauen. Paulina Michaelis gelingt eine emotionsge­ladene Darstellun­g, weil sie nicht nur tanzen, sondern eine Figur auch gestalten kann. Und sie besitzt die Gabe der Präsenz: allein eine große Bühne zu füllen.

Die füllt sich aber auch sonst: wenn der Nussknacke­r (Isabell Lange) und seine Spielzeugs­oldaten mit dem Mäuseheer fechten, wenn Schneefloc­ken sich drehen, wenn Spanierinn­en, Araberinne­n, Chinesinne­n und Russinnen sich zu hübschen Figuren, Formatione­n und Ornamenten zusammenfi­nden.

Zum anmutigen Höhepunkt gerät schließlic­h der finale Blumenwalz­er mit den Ältesten des Ensembles, angeführt und durchdrung­en von Clara und Zuckerfee (Elisabeth Schröder) als einander ebenbürtig­em Paar.

Das ohnehin sehr wohlwollen­de Publikum, bestehend aus Verwandten und Bekannten, applaudier­t lang und heftig.

 ??  ?? Paulina Michaelis machte ihre Clara zum Zentrum der Ballettauf­führung. Im Hintergrun­d unter anderem: Titus Cioroboiu.
Paulina Michaelis machte ihre Clara zum Zentrum der Ballettauf­führung. Im Hintergrun­d unter anderem: Titus Cioroboiu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany