Fest des Tanzes und der Tänze
Ballettschule Titus präsentierte sich in der Stadthalle Apolda mit Motiven aus Tschaikowskys „Nussknacker“
Apolda. Eine halbe Stunde vor der Aufführung flitzen und huschen pink leuchtende orientalische Kostüme durch die Flure, gefolgt von Flamencokleidchen. Darin stecken junge und jüngste Damen, die, wie es sich gehört, ordentlich aufgeregt sind.
Man wird sie wiedersehen im Land der Süßigkeiten, wo die Zuckerfee ein Fest gibt, auf dem sich ein folkloristischer Tanz an den nächsten reiht. Daraus ergibt sich ein stimmiger Auftritt der Weimarer Ballettschule Titus, in dem der Tanz zugleich die Form und auch der Inhalt ist.
Mit 100 Kindern und Jugendlichen aus Weimar und dem Landkreis präsentiert Titus Cioroboiu an diesem Samstagnachmittag natürlich nicht Peter Tschaikowskys vollständiges Handlungsballett „Der Nussknacker“. Mit und nach Motiven daraus präsentieren sie sich und ihre stringente Arbeit, in einem Nummernprogramm.
Dabei zeigt der Ballettlehrer selbst in komprimierter Form, was übers Jahr hin seines Amtes ist: einen Sack Flöhe und Tanzmäuse zu behüten. So gibt er wohl auch jenseits dieser Aufführung sozusagen den guten Onkel und auch Mäusekönig.
Die erste Nummer, ein lebendiger und auch komödiantischer Weihnachtsabend, beschert dem Mädchen Clara einen Nussknacker, ein nervenzerreißendes Puppenspiel sowie daraufhin einen wilden Traum.
Hier findet die Aufführung ihr nicht nur des weiß schimmernden Kostüms wegen strahlendes Zentrum: selbst dann, wenn die graziöse Clara am Rand sitzt – und wir ihr beim Zuschauen zuschauen. Paulina Michaelis gelingt eine emotionsgeladene Darstellung, weil sie nicht nur tanzen, sondern eine Figur auch gestalten kann. Und sie besitzt die Gabe der Präsenz: allein eine große Bühne zu füllen.
Die füllt sich aber auch sonst: wenn der Nussknacker (Isabell Lange) und seine Spielzeugsoldaten mit dem Mäuseheer fechten, wenn Schneeflocken sich drehen, wenn Spanierinnen, Araberinnen, Chinesinnen und Russinnen sich zu hübschen Figuren, Formationen und Ornamenten zusammenfinden.
Zum anmutigen Höhepunkt gerät schließlich der finale Blumenwalzer mit den Ältesten des Ensembles, angeführt und durchdrungen von Clara und Zuckerfee (Elisabeth Schröder) als einander ebenbürtigem Paar.
Das ohnehin sehr wohlwollende Publikum, bestehend aus Verwandten und Bekannten, applaudiert lang und heftig.