Butter teurer, Kartoffeln billiger
Der virtuelle Warenkorb deckt Preisentwicklungen für Verbraucher auf. 2017 wurde das Leben in Thüringen wieder einmal kostspieliger – doch es gibt auch Ausnahmen
Erfurt.
Wird wirklich alles immer teurer? Ein Blick in den Online-Preismonitor des Thüringer Landesamtes für Statistik offenbart, dass das diffuse Gefühl vieler Verbraucher nicht nur trügt.
Im Freistaat lag der Verbraucherpreisindex und damit die Lebenshaltungskosten der Haushalte in diesem Februar um 1,4 Prozentpunkte höher als im Vorjahresmonat und sogar 4,7 Prozentpunkte über dem Niveau vom Jahresbeginn 2014.
In ihrem monatlich aktualisierten virtuellen Warenkorb beobachten die Erfurter Statistiker die Preisentwicklung von repräsentativen Produkten und Dienstleistungen aller Art in verschiedenen Kategorien: Reifenwechsel und Leberwurst, Rasenmäher und Zahnersatz, Spülmittel, Butter, Friseurbesuche und Olivenöl finden sich in der Liste.
Im Februar 2018 musste für 31 dieser Posten tiefer in die Tasche gegriffen werden als noch im Vorjahresfebruar. Nur in 16 Fällen konnte im Vergleich zum Februar 2017 gespart werden, darunter bei Deodorants, Tapeten und Rasenmähern. Etwas billiger wurden auch Gas, Strom und – als einzige Dienstleistung – Waschmaschinenreparaturen. Unverändert blieben nur Superbenzin und Verbundfahrkarten für die einfache Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Die Daten stammen von Preisermittlern, die jeden Monat in den Geschäften und Dienstleistungsbetrieben der zwölf Thüringer Berichtsgemeinden überprüfen, was teurer oder billiger geworden ist. Ihre Erkenntnisse liefern wertvolle Hinweise zur Kaufkraftentwicklung.
Mit 17 Prozentpunkten Teuerung weist Butter die größte Veränderung aller Posten auf. Bei den Lebensmitteln folgt Schnittkäse. Ein Zusammenhang, den Walter Pfeifer, Vize-Hauptgeschäftsführer vom Thüringer Bauernverband, erläutert:
„Es gab weltweit eine große Nachfrage nach Milchfett, der Basis von Butter und Käse. Noch nie haben Bauern sie so gut bezahlt bekommen, wie letztes Jahr. Nachdem Milchfett lange als ungesund verschrien war, entdecken Kunden nun zum Beispiel gehaltvollere Käsesorten neu“, so Pfeifer. Und mit steigender Nachfrage wachse eben auch der Preis. „Den macht übrigens der Handel, nicht die Landwirte oder wir“, sagt Pfeifer weiter. Auffällige Schwankungen wie bei Schweinebraten und Bohnenkaffee seien auch auf Lockangebote der Einzelhandelsketten zurückzuführen, die ihre Preisspannen ausreizten.
Stärker ins Geld ging außerdem der Besuch im Wirtshaus. „Wegen Mindestlohn“, begründet Arnold Senft, Präsident des Handelsverbandes Thüringen. Demgegenüber seien Kleidungspreise oft wetterbedingt. „Oft bestimmt aber auch der Weltmarkt, wie hoch die Rechnung für den Verbraucher ausfällt.“
Global bedingt ist dieser Tage auch der Kartoffelpreis. Aktuell ist er so niedrig wie seit Frühling 2014 nicht mehr, dürfte jedoch bald wieder ansteigen – wie jedes Jahr, wenn es wärmer wird. Dietmar Barthel, Vorsitzender des Erzeugnisverbandes Thüringer Qualitätskartoffeln, erklärt: „Zurzeit gibt es nur deutsche Speisekartoffeln; und zwar die sehr gute Ernte von 2017. Ab April werden dann aber Speisefrühkartoffeln aus Ägypten, später Spanien, importiert.“Zu dem größeren Anbauaufwand der Speisefrühkartoffel gesellen sich dann hohe Transportkosten.
Das letzte Wort hat aber wohl Petrus: „Wie 2018 wird, ist noch nicht abschätzbar“, sagt Barthel mit Blick auf den Sommer.