Der Kampf um die Plätze im WM-Kader ist eröffnet
Die Testspiele gegen Spanien und Brasilien sind Charaktertest für die Spieler und Entscheidungshilfe für den Bundestrainer
Düsseldorf.
Bei der Nationalmanschaft sind Wortspiele immer gern gesehen. Am Dienstag, als das Team von Bundestrainer Joachim Löw für die Testspiele gegen Spanien am Freitag (20.45 Uhr/ARD) in Düsseldorf und Brasilien am Dienstag (20.45/ ZDF) in Berlin am Düsseldorfer Medienhafen zusammenkam, parkte ein Umzugswagen vorm Hotel. „Sägewerk Transporte“stand drauf. Was da wohl drin sei, witzelte ein wartender Fan: „bestimmt Löws Stammelf“.
Weniger humoristische Kreationen pflegen sie beim DFB, wenn es darum geht, der Mannschaft vor einem Turnier den richtigen Slogan zu verpassen. „Bereit wie nie“hieß es vor der WM 2014, „Vive La Mannschaft“zur EM 2016. Nun steht WM in Russland (14. Juni bis 15. Juli) an. Auf dem schwarzen Mannschaftsbus prangte am Dienstag der neue Schlachtruf: „Best NeVer Rest.“Das Wortspiel ist ein optisches, das golden hervorgehobene „V“in Never wirkt wie eine römische Fünf. Der fünfte deutsche WM-Titel soll herausspringen.
Leon Goretzka nickte, als er den neuen Slogan begutachtete. „Gerade wenn man Erfolg hatte, neigt man vielleicht dazu, sich darauf auszuruhen“, sagte der Schalker. „Da müssen wir gegensteuern und weiter Gas geben. Das ist die Grundlage, um Erfolg zu haben.“Löw wird das zufrieden vernommen haben. Ist es doch das große Thema des 58-Jährigen, seit er vor und während der EM 2016 einen Anflug von wenig zielführender Gemütlichkeit ausgemacht hatte. Das hat sich geändert. Die Mannschaft ist seit 21 Partien ungeschlagen.
Die Testspiele sind Löws letzte Gelegenheit, sein Personal vor der vorläufigen Kader-Nominierung am 15. Mai auf „Best NeVer Rest“-Mentalität zu prüfen. Während es auf der Torwart-Position davon abhängt, ob Manuel Neuer nach seinem Mittelfußbruch rechtzeitig fit wird, sind drei Positionen noch offen: Für die Planstelle neben Toni Kroos und Mesut Özil im zentralen Mittelfeld hat der Bundestrainer mindestens drei erstklassige Kandidaten zur Auswahl: Goretzka, Ilkay Gündogan und Sami Khedira. Auf dem linken Flügel können sich Julian Draxler und Leroy Sané empfehlen. Marco Reus ist ebenfalls ein Mann für die Position.
Neben der Zusammenstellung einer optimalen Startelf geht es für Löw darum, eine gesunde Personal-Mischung zu finden. Im Angriff scheint der Leipziger Timo Werner gesetzt (sieben Tore in zehn Länderspielen). Dahinter konkurrieren Mario Gomez und Sandro Wagner um den Platz als Stoßstürmer. Gomez hat seit der Rückkehr zum VfB Stuttgart sechs Treffer erzielt, Wagner seit seiner Rückkehr zum FC Bayern fünf. Gute Argumente haben beide. Und der Gemütlichkeit sind sie auch eher unverdächtig.