Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Runter vom Sofa und rauf auf den Drahtesel
Gut 200 Radfahrer sind im Erfurter Seniorenschutzbund organisiert. Im April bietet die Gruppe Schnupperfahrten an
Erfurt.
Mit einer Kleinanzeige begann die Geschichte der Radlergruppe des Seniorenschutzbundes. Das war im Jahr 2001, als Otto Gerling nach langer Zeit mal wieder danach war, sich auf seinen Drahtesel zu schwingen. Bei der Fahrt durch das Erfurter Land traf er viele Senioren, die auch alleine oder zu zweit unterwegs waren. Da kam ihm die Idee, eine Radlergruppe für Senioren zu gründen.
Gleich 50 Leute meldeten sich auf die Anzeige und wollten gemeinsam losziehen. Unter dem Dach des Erfurter Seniorenschutzbundes haben sich die Freizeitradler organisiert. Da es schwer ist, mit 50 Leuten eine Radtour zu gestalten, haben sie sich aufgeteilt. Heute gibt es zwölf Gruppen mit je einem Radgruppenleiter, dessen Vertreter, einem Kassierer und einem Schriftführer. Alles ist perfekt organisiert. Nach Gerling hatte Dieter Dennstedt die Aufgabe angenommen, sich um die Radabteilung zu kümmern. Er organisiert die Touren für seine Gruppe und auch Tages-Rad reisen in andere Bundesländer. Einige von Ihnen reisen auch jedes Jahr für mehrere Wochen zusammen in den FahrradUrlaub. „Viele von uns sind auch richtige Freunde geworden“, sagte Dennstedt, der den Hut mittlerweile an Hans-Jürgen Sauer weitergereicht hat. Mit seinen 78 Jahren wollte er die Verantwortung gerne abgeben und hat sich den jüngsten der Gruppe für seine Nachfolge ausgesucht. Sauer ist mit 64 Jahren ganz frisch im Geschäft. „Es ist schon viel Arbeit. Aber ich mache das gerne“, sagte der noch junge Senior, der die Radler auch im Stadtvorstand des Schutzbundes vertritt.
Die Gruppen radeln in der Saison wöchentlich. Von Dienstag bis Donnerstag treffen sich je vier Gruppen, um gemeinsam durch die Thüringer Landschaft zu ziehen. Auch mit der Bahn geht es hin und wieder weiter ins Land hinein, doch sind die Radplätze in den Zügen meist be- grenzt. „Da kommt es schon mal vor, dass die Gruppen sich trennen und verschiedene Touren machen“, sagte Dennstedt.
Meist fahren die rüstigen Rentner um die 40 bis 50 Kilometer, aber es gibt auch mal längere Touren. Viele Radler haben sich auch ein E-Bike angeschafft und lassen sich von einem Elektromotor bei ihren Ausflügen unterstützen. „Das muss aber niemand haben, wir fahren den Leuten mit normalen Rädern auch nicht davon“, sagte Sauer, der die Angst davor nehmen will, dass neue Radler nicht mit- halten könnten. „Wir teilen die Gruppen auch so ein, dass alle auf einem Level sind. Die Gruppen können auch gewechselt werden, wenn es einmal nicht so passt.“Um die Gruppe so stark zu halten, braucht es auch Nachwuchs, denn irgendwann sterben die Senioren.
Zwei Radler aus der Gruppe sind während eines Ausflugs mit den Gruppen gestorben. „Bei einem war ich dabei, das war natürlich sehr traurig. Nur gehört das zum Leben auch dazu“, sagte Dennstedt. Mit Männern und Frauen von 64 bis 85 Jahren ist die Gruppe gut gemischt. Nur ein wenig jüngerer Nachwuchs fehle. „Ein paar neue Mitglieder in meinem Alter wären nicht schlecht“, sagte Sauer, doch das sei keine Voraussetzung, alle Altersklassen seien willkommen. Am 12. und 19. April bieten die Radwanderfreunde Schnuppertouren an, bei denen Radfahrbegeisterte den Verein kennenlernen können.
Kontakt über den Seniorenschutzbund
() oder Mail: info@seniorenschutzbund.org