Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Leben im ehemaligen Bahnhof

Künstler Nickola Lefroé ist nach drei Jahren in Geraberg angekommen und hat sich noch viel vorgenomme­n

- Von Ralf Ehrlich

Geraberg.

„Am Bahnhof ist es wie am Fluss, es ist immer Leben da“, sagt Nickola Lefroé. Der 43Jährige lebt und arbeitet seit drei Jahren im ehemaligen Bahnhofsge­bäude in Geraberg. Dass praktisch vor der Tür stündlich zwei Züge halten, stört den Künstler nicht. „Das ist nicht anders, als ob man an einer Bushaltest­elle wohnen würde.“Außerdem hat es auch eine praktische Seite, da Lefroé selbst Zug fährt.

Stück für Stück bringt Lefroé das Gebäude auf Vordermann. Aus dem Fahrkarten­raum ist ein Büro geworden. Vielleicht zieht hier später so etwas wie eine kleine Touristinf­ormation ein, überlegt Lefroé. Ein separater Zugang von außen ist da. In dem Raum, wo früher die Weichen gestellt wurden, befindet sich jetzt die Küche.

Das Wohnzimmer war einmal die Wartehalle und soll später zum Atelier umfunktion­iert werden. Im ersten Obergescho­ss ist derzeit noch alles Baustelle. Hier sollen Wohnräume entstehen, denn bald lebt Lefroé nicht mehr allein in dem 200 Quadratmet­er großen Haus.

Seine Freundin will mit Nachwuchs nach Geraberg ziehen, sobald die Bauarbeite­n beendet sind. Kennengele­rnt haben sich die Beiden übrigens auch auf dem Geraberger Bahnhof.

Der ehemalige Güterschup­pen wurde zur Werkstatt umfunktion­iert. Die angrenzend­e Rampe ist der Außenberei­ch der Werkstatt und Lagerplatz für Brennholz für die drei Holzöfen. Auf dem 1000 Quadratmet­er großem Grundstück sollen Skulpturen aufgestell­t werden. Das ehemalige Toilettenh­äuschen wartet auf seinen Umbau. Seinen Lebensunte­rhalt bestrei- tet Lefroé mit sogenannte­n Upcycling. Aus altem Holz, wie beispielsw­eise Holzpalett­en, werden neue Möbel. „Gleis Eindreivie­rtel“heißt das Projekt passend zum Bahnhof.

Außerdem gibt Lefroé Workshops für Kinder. „Schule ohne Stress“heißt ein Projekt, das im Landkreis Gotha an einigen Schulen stattfinde­t. „Aus alt mach anders“ist eine Arbeitsgem­einschaft an der Regelschul­e Geraberg, die er betreut.

Wenn nachts eine Idee kommt, schreibt er sie auf

Für Malerei und Bildhauere­i hat Lefroé momentan keine Zeit. Die Baustellen am Haus lassen keine Raum. „Wenn mir trotzdem mal nachts eine Idee kommt, schreibe ich sie auf und kümmere mich später darum, wenn wieder mehr Zeit da ist.“

„Ich wollte einfach raus aus der Stadt“, sagt Lefroé, der ursprüngli­ch aus Gotha stammt und auch in Arnstadt gelebt hat. „Ich habe mir so etwas wie diesen Bahnhof immer gewünscht.“Dann kam das Angebot von der Gemeinde, die das Gebäude verkaufen wollte.

Da Künstler im allgemeine­n von Banken als nicht sehr kreditwürd­ig eingestuft werden, konnte Lefroé den Kaufpreis nicht vorfinanzi­eren. Stattdesse­n einigte er sich mit der Gemeinde auf ein Mietkaufmo­dell.

In Geraberg angekommen ist er, wie er sagt, nach den drei Jahren. Am Bahnhof gibt es viel Publikumsv­erkehr. Kontakte zu Nachbarn sind ebenfalls entstanden. Am 1.7.1910 wurde das Gebäude eröffnet. Lafroé will sich für das Jubiläum im kommenden Jahr etwas überlegen.

 ??  ?? Nickola Lefroé am ehemaligen Fahrkarten­schalter. Der Künstler lebt und arbeitet im alten Geraberger Bahnhofsge­bäude. Fotos: Ralf Ehrlich ()
Nickola Lefroé am ehemaligen Fahrkarten­schalter. Der Künstler lebt und arbeitet im alten Geraberger Bahnhofsge­bäude. Fotos: Ralf Ehrlich ()
 ??  ?? Das Obergescho­ss ist noch Baustelle. Neue Balken wurden eingebaut. Skulpturen und Gemälde des Künstlers sind im ganzen Haus zu finden.
Das Obergescho­ss ist noch Baustelle. Neue Balken wurden eingebaut. Skulpturen und Gemälde des Künstlers sind im ganzen Haus zu finden.
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 ??  ?? Die Werkstatt im alten Güterschup­pen.
Die Werkstatt im alten Güterschup­pen.
 ??  ?? Der Blick aus dem Zug auf den Bahnhof.
Der Blick aus dem Zug auf den Bahnhof.

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