Thüringer Allgemeine (Arnstadt)
Neun Meter
In Helsingör steht nicht nur Hamlets Schloss Kronborg – die Stadt an der dänischen Riviera hat auch ein reiches maritimes Erbe. Davon berichtet ein Schifffahrtsmuseum mit außergewöhnlicher Architektur
Von 1429 bis 1857 hatten Kapitäne, die das Gewässer passierten, Gebühren zu entrichten, was Helsingör zur Blüte verhalf. Später entstand in der Nähe der Festung eine Werft. Über 400 Schiffe liefen vom Stapel, bis in den 1980er-Jahren die Werftenkrise den Erfolg beendete.
Aus der einstigen Industrie- entwickelte sich dann eine Kulturmetropole mit zahlreichen Museen. Das Nationale Schifffahrtsmuseum, eröffnet 2013, ist fast unsichtbar, denn es liegt neun Meter unter dem Meeresspiegel. Über eine rampenartige Zickzackbrücke gelangt man hinab zum Eingang. Seit 1915 gab es bereits ein „Handels- og Søfartsmuseet“in Schloss Kronborg. Irgendwann war es ein wenig verstaubt. „So reifte die Idee, auf dem früheren Werftgelände ein futuristisches, interaktives Museum zu konzipieren“, sagt Kurator Benjamin Asmussen. Es ist ein Unter-Wasser-Museum entstanden, das die Entwicklung der Seefahrt von Kopenhagen in die Welt präsentiert. „Die Konstruktion des Gebäudes ist mindestens genauso faszinierend wie die Ausstellungen“, findet Asmussen, „460 Stahlpfähle wurden 40 Meter tief in den Boden gerammt, damit das Grundwasser das Dock nicht nach oben drückt.“
Die Reise durch Jahrhunderte dänischer Seefahrt beginnt am roten Leuchtturm. Vitrinen, die an Bullaugen erinnern, sind mit Gegenständen befüllt, die Matrosen auf ihren Landgängen sammelten. Über Holzkisten flimmern Filme Man kann Navigationstechniken ausprobieren und an Simulatoren wird man zum Händler des 17. Jahrhunderts. Auch die Verzahnung moderner Massenproduktion über Kontinente hinweg wird gezeigt: In einer asiatischen Schneiderei entstehen Jeans für dänische Warenhäuser, und in einer dänischen Großbäckerei produzierte Butterkekse werden wiederum nach China verschifft.