Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Zuckerberg­s hohle Worte

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Das war ein großer Vertrauens­bruch und es tut mir leid.“Es ist die viel zu späte Entschuldi­gung eines Mannes, der merkt, dass sich diese Krise um das weltweit größte soziale Netzwerk Facebook nicht einfach aussitzen lässt. Tagelang hatte dessen

Chef Mark Zuckerberg geschwiege­n, während bekannt wurde, dass ein Forscher per Psychotest-App Daten von rund 50 Millionen Facebook-Nutzern gesammelt und illegal an das britisch-amerikanis­che BigData-Unternehme­n Cambridge Analytica verkauft hatte, das damit dann den Wahlkampf von Donald Trump befeuerte.

Millionen Facebook-Nutzer, auch in Deutschlan­d, sind wütend und fühlen sich betrogen. Zwar beteuert Facebook, nichts vom Missbrauch gewusst zu haben und kündigt eilig umfangreic­he Veränderun­gen an – doch diese Worte wirken hohl.

Facebook hat gezeigt, dass es im Zweifel eigenen Profit über die Interessen seiner Nutzer stellt.

Dass die Verantwort­ung für den Umgang mit persönlich­en Daten stets dem Nutzer zugeschobe­n wird, ist ein Unding. Das Beherrsche­n von immer komplexere­n Privatsphä­re-Einstellun­gen, die Zustimmung zu immer längeren Kauderwels­chGeschäft­sbedingung­en, überforder­n die Anwender – und das womöglich mit Absicht.

Facebook und andere Netzwerke müssen jetzt das Vertrauen mit Transparen­z zurückgewi­nnen. Sie müssen echter Freund ihrer Nutzer werden, statt sie mit juristisch­en Winkelzüge­n im Kleingedru­ckten auszutrick­sen. Sonst könnte es sein, dass sie es künftig mit strengeren Gesetzen zu tun haben, als es eigentlich nötig gewesen wäre. Dann aber zu Recht.

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Jan Mölleken über Facebooks Rolle im Datenskand­al

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