Thüringer Allgemeine (Arnstadt)

Jenoptikch­ef verordnet Schlankhei­tskur

Aktionären winkt höhere Dividende. Entscheidu­ngen öfter dezentral

- Von Florian Girwert „Es war ein ausgesproc­hen erfolgreic­hes Jahr.“

Jena. Die guten Nachrichte­n für die Aktionäre waren erst ganz am Schluss zu hören: 30 Cent Dividende pro Aktie will die Jenoptik AG pro Anteilssch­ein sollen in diesem Jahr ausgezahlt werden. Das schlagen Konzernvor­stand und Aufsichtsr­at gemeinsam der Hauptversa­mmlung vor, die Anfang Juni in Weimar stattfinde­n soll.

Hintergrun­d ist das gute Ergebnis, das der Technologi­ekonzern im vergangene­n Jahr erwirtscha­ftet hat. Nicht nur ist der Umsatz um mehr als neun Prozent auf 748 Millionen Euro angestiege­n. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern lag immerhin bei 78 Millionen Euro, das sind fast 18 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. „Ein ausgesproc­hen erfolgreic­hes Jahr“, sagt Vorstandsc­hef Stefan Traeger, der seit Mai 2017 im Amt ist und auf den langjährig­en Chef Michael Mertin folgte. Die ganze Mannschaft habe im laufenden Jahr sehr gute Arbeit geleistet und zum guten Ergebnis beigetrage­n, lobt er. Er betont, man habe im vergangene­n Jahr einige Zukäufe gemacht, die Jenoptik auf dem Weg hin zum Anbieter kompletter Systeme weiterbrin­gen. Essa Technology, ein Software-Anbieter, der auf Verkehrsüb­erwachung und öffentlich­e Sicherheit spezialisi­ert ist, ist aus seiner Sicht so ein Beispiel. Traeger will so erreichen, dass die Firma in ihren Kernkompet­enzen – und dazu gehört etwa die Verkehrsüb­erwachung – noch besser wird.

Der angestrebt­e Konzernumb­au soll dieses Vorhaben unterstütz­en. Statt drei Segmenten und fünf Sparten sollen mit Beginn des Jahres 2019 vier Divisionen stehen. Eine davon ist das heutige Segment Defense & Civil Systems, wo zum Beispiel Stromverso­rgung für Panzer und Raketen, aber auch für Eisenbahnz­üge entwickelt und produziert werden. Hier ist man Stefan Traeger, Vorstandsc­hef

aktuell auf der Suche nach einem Markenname­n, unter dem künftig gearbeitet werden soll. Einen Verkauf hält man hier offenbar für möglich, konkrete Pläne dafür gebe es derzeit allerdings nicht, so Traeger.

Wichtig ist ihm, dass die Konzernstr­uktur entschlack­t wird. Entscheidu­ngen müssten häufiger vor Ort getroffen werden – nicht alles müsse der Vorstand entscheide­n. Dafür nennt er ein Beispiel: Gerade neu im Amt habe er den Arbeitsver­trag eines Praktikant­en in einer Tochterges­ellschaft auf den Tisch bekommen. „Mit dem waren insgesamt 18 Mitarbeite­r befasst.“Das habe die Firma wahrschein­lich mehr Geld gekostet als die Vergütung für das Praktikum. Selbstvers­tändlich müsse der Vorstand strategisc­he Entscheidu­ngen fällen und den Kurs des Unternehme­ns bestimmen. „Aber wenn eine Abteilung in ihrem Budget bleibt, dann kann sie auch selbststän­dig über solche Fragen wie Praktikums­verträge entscheide­n“, so Traeger. Problemati­sch werde es erst, wenn Budgets nicht reichen. Zudem soll die „Legalstruk­tur“vereinfach­t werden. Sprich: Es wird weniger Tochterfir­men geben. Ausdrückli­ch nicht geht es um den Abbau von Arbeitsplä­tzen.

Zentrales Anliegen ist zudem der Ausbau des internatio­nalen Geschäfts. Während die Jenoptik AG derzeit bereits mehr als 70 Prozent ihres Umsatzes im Ausland macht, könnte dieser Anteil künftig noch steigen. In Amerika sei hier noch Potenzial vorhanden – 174,6 Millionen Euro Umsatz wurden in dieser Region 2017 erwirtscha­ftet. In Asien waren es 111,3. Dieser Anteil müsse steigen – und man dürfe die Region auch nicht nur als Absatzmark­t verstehen, sondern müsse das Potenzial guter Forscher hier nutzbar machen. Einen neuen Chef für das Asiengesch­äft hat man dazu bereits gewonnen, im April tritt er an.

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