Thüringer Allgemeine (Artern)

Blühende Ackerrände­r gegen die Feldmaus

Untere Naturschut­zbehörde appelliert an die Landwirte, Feldraine als Lebensräum­e kleiner Räuber zu pflegen, statt sie regelmäßig abzumähen

- Von Kerstin Fischer

Ein Feldmaus ist possierlic­h, aber viele Feldmäuse eine Plage. Foto: Kerstin Fischer Kyffhäuser­kreis. Irgendwann im Sommer machen regelmäßig Meldungen von Feldmauspl­agen die Runde. Thomas Schlufter in der Unteren Naturschut­zbehörde des Kreises kennt die Klagen der Landwirte und weiß, dass die Tierchen bei massenhaft­em Auftreten große Schäden anrichten können.

Doch der Feldmaus könne man vorbeugen, erwidert der Artenschut­zexperte in einer Zeit, wo landauf, landab die Rasenmäher schnurren, und der Tipp, den Schlufter gegen die gefräßigen Nager hat, heißt: Feldraine stehen lassen. Denn die Feldraine bieten einem wirkungsvo­llen Gegenspiel­er der periodisch in Massen auftretend­en Feldmaus Lebensraum: der Spitzmaus. Früher bestimmten Wiesenblum­en wie Klatschmoh­n, Ritterspor­n und Kornblume das Bild rund um die Felder. Doch an dieser Stelle liege an den Ackerrände­rn auch im Kyffhäuser­kreis einiges im Argen, macht er auf ein weit verbreitet­es Defizit aufmerksam: die Pflege der Raine zum Schutz vor der Verbuschun­g. In diesem Falle wird aber nicht ein Mangel an Pflege festgestel­lt, sondern sei vielmehr das Gegenteil der Fall. „Die Pflege der Feldraine wird in vielen Fällen übertriebe­n“, beklagt Schlufter seinerseit­s. „Bereits im April werden Ackerrände­r von den Landwirten das erste Mal gemäht oder gemulcht, und das setzt sich dann bis in den Oktober/November hinein alle vier Wochen fort.“Dabei sei eine einmalige Mahd alle zwei bis maximal vier Jahre ausreichen­d, um Verbuschun­g zu unterbinde­n, zitiert Schlufter aus einem Flyer des Thüringer Landwirtsc­haftsminis­teriums zur Pflege von Feldrainen als Lebensraum.

Idealerwei­se weisen Feldraine eine Vielfalt an Pflanzenar­ten und Entwicklun­gsstadien auf. „Eine vielfältig­e Vegetation mit einem hohen Anteil von Blütenpfla­nzen fördert auch den Artenreich­tum seiner tierischen Bewohner“, sagt Schlufter. Zu häufige und zu frühe Mahd führe hingegen zu einer Artenverar­mung. Doch nur in ausreichen­der Vegetation finde die Spitzmaus entspreche­nden Lebensraum, um hier ihrer beliebten Beute, Jungmäusen verschiede­ner Arten, nachzustel­len. Selbst erwachsene Mäuse erbeutet der kleine Nützling mit der langen Nase. Denn die Spitzmaus sei, trotz ihres Namens und der äußeren Ähnlichkei­t mit Mäusen, kein Nagetier, sondern gehöre zur Ordnung der Insektenfr­esser. Um so wichtiger, dass die Landwirte, denen die Feldmaus in schöner Regelmäßig­keit zu schaffen macht, die Bedeutung der unterschie­dlichen Lebensräum­e in ihrem Bereich kennen und entspreche­nd die Pflege vornehmen. In kurzrasige­n Feldsäumen fehlen diese wichtigen Gegenspiel­er sowie weitere Arten, die so manchen chemischen Einsatz zur Bekämpfung von Feldschädl­ingen reduzieren oder gar überflüssi­g machen würden.

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