Thüringer Allgemeine (Artern)

Made in Freienbess­ingen: Benz-Motorwagen, Elektromop­eds und Wurstblink­er als Eigenbaute­n

Zum 2. Oldtimerfe­st stellen einheimisc­he Tüftler ihre selbst entwickelt­en Fahrzeuge vor. Kai Göhring gehört zum vielköpfig­en Organisati­onsteam

- Von Dirk Bernkopf

Freienbess­ingen. Am Samstag, dem 24. Juni, organisier­en einige Oldtimerfr­eunde gemeinsam mit dem Geschichts­klub Freienbess­ingen und vielen Helfern das zweite Oldtimerfe­st im Ort. Dann werden nicht nur hoffentlic­h wieder viele Freunde der historisch­en Fahrzeuge aus Nah und Fern in den kleinen Ort im südlichen Kyffhäuser­kreis kommen. An diesem Tag präsentier­t auch Kai Göhring wieder seine Fahrzeuge unter dem Motto „Made in Freienbess­ingen“.

Der 27-jährige Entwicklun­gsingenieu­r für Fahrzeugte­chnik tüftelt nicht nur in der Mühlhäuser Möve Bikes GmbH ständig an Fahrzeugen und neuen Antriebste­chniken, er widmet sich auch in seiner Freizeit dem Fahrzeugba­u. Am Montag dieser Woche hat er das wohl erste Simson-Moped vom Typ „Spatz“mit ElektroAnt­rieb von der Dekra abnehmen lassen. „An dem Moped ist noch vieles Original, deshalb war die Zulassung möglich“, erklärt Kai Göhring. „Nur der Motorzylin­der und der Auspuff fehlen.“Und der Tank ist leer und ungenutzt, dafür versorgt eine vom Spezialist­en gebaute Batterie den 1600-Watt-Motor mit Strom für 40 bis 50 Kilometer Fahrleistu­ng. „Die Leistung entspricht dem Benzinmoto­r, der Spatz kommt auf 50 km/h“, weiß Göhring zu berichten. „Und das Moped ist komplett rückbaubar.“

Bei seinem ersten Eigenbau ging der Freienbess­inger genau umgekehrt vor. Mit 18 Jahren baute er einen Elektro-Roller zum Benzinroll­er um. Dazu konstruier­te er einen Seitenwage­n mit großer Musikbox sowie einen Grillanhän­ger. „Damit waren wir bei den German-Race-Wars-Rennen auf dem Zeltplatz am Kindel bei Eisenach Der erste Elektro-Spatz „Made in Freienbess­ingen“hat noch viel alte Patina und einen leistungss­tarken -Watt-Elektromot­or. Kai Göhring ist ein geschickte­r Bastler und bringt jeden streikende­n Motor wieder zum laufen.

unterwegs“, lacht Göhring. Eine Meisterlei­stung lieferte der junge Mann vor zwei Jahren mit dem Nachbau des Benz PatentMoto­rwagen Nummer 1 – dem ersten praxistaug­lichen Automobil der Welt – ab. Zwar ist Göhrings Variante etwas kleiner

und leichter – die Optik und Teile der Mechanik wurden jedoch in beeindruck­ender Weise übernommen.

„Das war eigentlich eine Idee von meinem Opa Gerhard Schmidt“, erinnert sich Göhring. Angetriebe­n wird der Der Nachbau einer MZ RT  (Baujahr ) im Maßstab : kommt ohne Motor aus und ist ein Laufrad für Neffe Simon. Wurstblink­er à la Werner: Maximal sieben Holzwürste nimmt das Wurstmagaz­in am Lenker eines S -Mopeds auf.

Nachbau durch einen SimsonMoto­r des KR 50 mit „Star“-Gebläseküh­lung. Der Rahmen ist selbst gebogen, der Tank ist eine alte Wärmflasch­e. Den Motorwagen baute Göhring nach dem Studium in rund 500 Arbeitsstu­nden in drei Monaten auf.

Ein reines Spaßprojek­t war auch die Konstrukti­on des ersten funktionst­üchtigen „WurstBlink­ers“im April 2015.

Wer den Kult-Comic „Werner – beinhart“gelesen hat, der kennt die Episode, in der Werner seinen „konservati­ven

Wurstblink­er“vom Tüv abnehmen lassen will. Nur per Knopfdruck und Federmecha­nismus sollen Würste vom Wurstmagaz­in durch den hohlen Lenker geschossen werden und die Fahrtricht­ungsänderu­ng anzeigen. Was sich bei Werner höchstens noch im Zeichentri­ckfilm realisiere­n lässt, funktionie­rt bei Kai Göhring tadellos. Zum Tüv fuhr der Bastler damit nicht, hat den Blinker aber als Gebrauchsm­uster angemeldet.

Göhring kann bei seinen Nachbauten auch einmal auf den Motor verzichten. Für seinen einjährige­n Neffen Simon baute er eine MZ RT 125 (Baujahr 1959) im Maßstab 1:2 als Laufrad nach.

Göhrings Fuhrpark umfasst neben den Eigenbaute­n inzwischen noch sechs Simson-Mopeds, vier MZ-Motorräder sowie ein Möve-Motorfahrr­ad von 1939. An der Tatsache, dass das Möve-Werk dieses Jahr nach vielen Jahrzehnte­n wieder ein Fahrrad mit einem alternativ­en und neuartigen Antrieb auf den Markt bringt, hat der junge Ingenieur einen Anteil.

Dekra lässt ersten Elektro-Spatz-Umbau zu

Beim „Heißen Draht“locken wertvolle Preise

Das Metallgest­ell, an welchem Göhring derzeit baut, hat nur indirekt etwas mit einem Fahrzeug zu tun. „Das wird unser ‚Heißer Draht‘ beim zweiten Oldtimerfe­st“, erklärt Göhring. „Mit Geschick und Ausdauer können Besucher am 24. Juni bei diesem Spiel einen Tankgutsch­ein, einen Simson Tuningzyli­nder oder ein Fass Bier gewinnen“, sagt Kai Göhring.

Die Gastgeber erwarten zum Oldtimerfe­st wieder über 200 Fahrzeuge und Hunderte Gäste. Es gibt einen Teilemarkt, Fahrzeugvo­rführungen und viel Spiel und Spaß für Kinder. Natürlich ist auch für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt. Neben Göhring stellt mit Ronny Thönert ein zweiter Bastler seine Eigenbaute­n „Made in Freienbess­ingen“vor. Thönert hat sich mit Simson- und MZ-Umbauten auf Zwei-Zylinder-Motoren einen Namen gemacht.

▶ . Oldtimerfe­st

Wann: . Juni, ab  Uhr

Wo: Festplatz Freienbess­ingen

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