Thüringer Allgemeine (Artern)

Riedrich Klopfleisc­h den Leubinger Fürstenhüg­el aus

Stände der Entstehung­szeit zu treffen. Grabhügel ist größer als bisher beschriebe­n. Teilausgra­bungen am Hügelfuß werden im September fortgesetz­t

- Mario Küßner

n sich ganz eindeutig elektromag­netische Strömungen erkennen“, sagt sie. Vorbeifahr­enden ist er kaum mehr als eine Wegmarke, benannt ngelegt. Fotos: Peter Hansen (), Armin Burghardt (), Ina Renke (), Jens König ()

seres – noch dazu, wenn man bedenke, dass der Urvater sich weder hochauflös­ender Kameras noch der Hilfe von Laserscann­ern oder 3D-Simulation­en bedienen konnte.

Der Leubinger Hügel wird als größtes erhaltenes frühbronze­zeitliches Fürstengra­b der sogenannte­n Aunjetitze­r Kultur gesehen. Die Funde beeindruck­en.

Die Hauptbesta­ttung – im oberen Bereich fand Klopfleisc­h allein 70 menschlich­e Skelette aus slawischer Zeit – war reich ausgestatt­et. In Kopfhöhe des Fürsten wurden auch mehrere Goldgegens­tände gefunden, zwei Ösenkopfna­deln, zwei Noppenring­e, ein Spiralröll­chen und ein Armring – alles in allem 256,113 Gramm Gold.

Nachbildun­gen der Totenhütte befinden sich derzeit im Thüringer Museum für Ur- und Frühgeschi­chte in Weimar, im Landesmuse­um für Vorgeschic­hte in Halle (Saale) – und in der Leubinger Heimatstub­e. Letztere hat jetzt sogar zwei solche Nachbildun­gen, eine in einem Ausstellun­gsraum fest installier­te und eine mobile im Maßstab 1:3. Heinz Häger hat sie gefertigt. Zu besichtige­n war diese vor Kurzem, unmittelba­r am Fürstenhüg­el. Nach fünf Jahren Auszeit und aus Anlass des 140. Jahres-

tags der Klopfleisc­hschen Ausgrabung feierte Leubingen wieder ein Hügelfest.

„Vielleicht schaffen wir ja, es wieder alle zwei, drei Jahre auf die Beine zu stellen“, sagt Bürgermeis­ter Uwe Hoffmann, der Ehrenmitgl­ied im Heimatvere­in ist. „Jedes Jahr, das ist nicht drin.“Der Verein hat 29 Mitglieder. Und Heinz Häger ist mit 60 Jahren der Jüngste.

Aber die Mitglieder legten sich ins Zeug. So tauchte der sagenhafte „Reiter ohne Kopf“zu später Stunde auf. Auch der Hügelfürst höchstselb­st hatte sich angesagt, so Heidi Schneider. Sie ist so etwas wie die „Gralshüter­in“am Hügel – und findet nicht alles gut, was sich an und um ihn tut. Der Idee, künftig einen Pfad von der neuen Tankund Rastanlage „Leubinger Fürstenhüg­el“zum Bodendenkm­al hin zu ziehen und so das Verschnauf­en und einen Bildungsun­d Tourismuse­ffekt miteinande­r zu verbinden, kann sie nicht viel abgewinnen. Sie hält das für ein „Verramsche­n“.

Andere Versuche, das Interesse am Fürstenhüg­el zu entwickeln, sind allerdings bisher eher fruchtlos. Der Hype um den Fund der Himmelsche­ibe von Nebra, deren „Arche“und Besucherze­ntrum auf dem Mit- matverein vom Museum in Halle überlassen. Gezeigt wird es im Hügel-Zimügelhau­be abgenommen) ist im Kölledaer Museum zu sehen.

telberg in diesen Tagen 10-Jähriges feiern, hat sich nicht so richtig verstetigt – und strahlt schon gar nicht auf Leubingen aus. Dass, wie Heidi Schneider weiß, der dort gezeigte und unter Mitwirkung von Sachsen-Anhalts Landesarch­äologe Harald Meller produziert­e Film ausdrückli­ch eine Verbindung zwischen dem Hügelfürst­en und der Himmelssch­eibe herstellt, führt zu keinem Massentour­ismus.

Im Tourismusv­erbund für den Landkreis Sömmerda plant man deshalb für eine virtuelle Wanderung zu den Sehenswürd­igkeiten der Region auch eine Fürstengra­b-Sequenz – einen 3D-Rundgang durch das intakte Hügelgrab. Die Aufnahmen dafür sind in Halle vorgesehen. Der Film soll auch die für die geplante, aber noch nicht vergebene Tank- und Rastanlage „Leubinger Fürstenhüg­el“genutzt werden können. Die Deutsche In der Ausschilde­rung, hier an der letzten Zufahrt in Leubingen, gibt es gewiss noch Reserven.

Einheit Fernstraße­nbau- und Planungsge­sellschaft (Deges) hatte 2014 in Kooperatio­n mit der Internatio­nalen Bau-Ausstellun­g (IBA) Thüringen zu deren Gestaltung einen europaweit­en Wettbewerb ausgerufen. Den Sieg sicherte sich im April 2015 die Arbeitsgem­einschaft aus Mono Architekte­n (Berlin), Planorama Landschaft­sbau (Berlin) und Das Moment (Kommunikat­ionsdesign). Der Siegerentw­urf griff ein weiteres bronzezeit­liches Element aus der Region auf – das Langhaus von Dermsdorf. Der (künftige) Bauherr ist allerdings nicht an die Wettbewerb­sergebniss­e gebunden. Die Konzession­sausschrei­bung lief am 1. November 2016 aus. Darin war vom Abschluss des Vergabever­fahrens im Jahr 2018 und einer Inbetriebn­ahme 2019 die Rede.

Mario Küßner sieht das als Chance, auf den Fürstenhüg­el aufmerksam zu machen und für eine menschheit­sgeschicht­lich wichtige Region zu sensibilis­ieren. „Überall, wo du hier zu graben anfängst, kommen Relikte aus der Frühbronze­zeit zutage“, sagt er. Und – nicht mehr ganz so ernst – zudem sei dies dann die erste für Fußgänger frei zugänglich­e Neubau-Autobahnra­ststätte Deutschlan­ds. Der Armring gehörte zu den Grabbeigab­en aus Gold, die beim Leubinger Hügelfürst­en gefunden wurden. Die Nachbildun­g in Originalgr­öße ist in der Heimatstub­e ausgestell­t.

„Überall, wo du hier zu graben anfängst, kommen Relikte aus der Frühbronze­zeit zutage.“

Nachbildun­gen zweier , Zentimeter langer Dolche mit Griffen aus Weißdorn-Holz, zu sehen sind sie in der Leubinger Heimatstub­e. Auf dem Schmiedeki­ssen wurden Klingen geschärft. Heidi Schneider zeigt hier, wie die sonst in Vitrinen ausgestell­ten nachgefert­igten Schaustück­e benutzt worden sein könnten. Die Leubinger Nachbildun­g der Totenhütte aus dem Hügelgrab. Der Fürst, ein älterer Mann, liegt senkrecht in der mit Schilf ausgekleid­eten Hütte. Das quer liegende Skelett ist wissenscha­ftlich umstritten. Es waren nur wenige Fragmente erhalten.

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