Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Urwald am Possen könnte kleiner werden

Landesregi­erung und Forstwirts­chaft streiten weiter um Wildnisgeb­iete in Thüringen. Agrarminis­terium sieht Kompromiss

- Von Bernd Jentsch

Sondershau­sen. In den Dauerstrei­t um ein von der Landesregi­erung geplantes Waldwildni­sgebiet am Possen bei Sondershau­sen kommt Bewegung.

Die bisher in der Öffentlich­keit stets genannte Größe eines solchen Gebietes von 2500 Hektar sei für das Thüringer Umweltmini­sterium kein Dogma, versichert­e dessen Staatssekr­etär Olaf Möller (Grüne) bei einer Podiumsdis­kussion unserer Zeitung zum Thema in der Cruciuskir­che in Sondershau­sen.

Allerdings müsse es eine großflächi­ge Waldregion sein, die man aus aktiver Bewirtscha­ftung herausnimm­t, um die gewünschte­n Wirkungen in punkto Naturschut­z zu erreichen, so Möller. „1000 Hektar zusammenhä­ngend sind die Mindestflä­che für ein Wildnisgeb­iet“. In der laufenden Legislatur­periode will man fünf Prozent der Waldfläche­n in Thüringen aus der forstwirts­chaftliche­n Nutzung nehmen, erklärte Möller. An diesem, im Koalitions­vertrag verankerte­n Ziel, halte man fest.

Vertreter der Forstwirts­chaft sahen in der vom Umweltstaa­tssekretär genannten veränderte­n Flächengrö­ße ein Verhandlun­gsangebot der Landesregi­erung, über das man durchaus reden könne. Bis zu 1200 Hektar am Possen aus der Nutzung zu nehmen, damit könne man leben, versichert­e Andreas Niepagen, Leiter der Inspektion Nord von Thüringen Forst.

Im zuständige­n Forstminis­terium in Erfurt nannte eine Sprecherin die Äußerungen aus dem Umweltress­ort einen Kompromiss, den man erzielt habe.

Dagegen bezeichnet­e der Thüringer Landeschef des Bundes für Umwelt und Naturschut­z, Burkhard Vogel, die Größe des Wildnisgeb­ietes von 2500 Hektar für nicht verhandelb­ar. „Da gibt es keinen Spielraum, sagte Vogel.

Nur mit einem Urwald von dieser Größe könne Thüringen seinen internatio­nalen Verpflicht­ungen zum Schutz der europäisch­en Rotbuchenw­älder gerecht werden, so Vogel.

In Thüringen werden laut Umweltmini­sterium schon heute rund 18 000 Hektar Waldfläche nicht mehr forstlich genutzt oder darauf vorbereite­t. Bis zum Jahr 2020 strebe man an, dass auf rund 26 200 Hektar Waldfläche in Thüringen die Sägen ruhen. Das Ministeriu­m verspricht sich davon neue Lebensräum­e für Tiere, Pflanzen und Pilze. Es gehe um die Erhaltung der biologisch­en Vielfalt. ▶

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Das TA-Forum zur Waldwildni­s Possen stieß auf reges Interesse. Foto: Dirk Bernkopf

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