Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Schaulaufen der Politiker
Mit einem Festakt im Gewandhaus ist gestern die diesjährige Leipziger Buchmesse eröffnet worden. Das ist eine schöne Tradition. Zum Ritual gehört auch, dass die Messe zum Schaulaufen für Politiker wird. Kaum ist Kanzlerkandidat Martin Schulz mit 100 Prozent zum SPD-Vorsitzenden gewählt worden, kündigt er einen Besuch in Leipzig an. Das erinnert an den Messerundgang des Generalsekretärs, auch die Zahl der Fotografen dürfte ähnlich hoch sein, der Unterschied ist nur: Schulz hat ein echtes Interesse am Buch. Denn er ist gelernter Buchhändler. So will er verschiedene Verlagsstände ansteuern und Autoren wie Clemens oder Martin Suter treffen.
Doch nicht nur die SPD zeigt sich in der Glashalle des Messegeländes, auch die Linkspartei. Deren Vorsitzende Katja Kipping stellt ihr im Vorjahr erschienenes Buch „Wer flüchtet schon freiwillig?“vor. Am Abend gibt sie auch eine Lesung im Werk 2 in Connewitz. Einen Tag später treffen die Thüringer Spitzenvertreter der Linkspartei zum Rundgang ein. Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff und Medienstaatssekretär Malte Krückels sind für Freitagnachmittag angekündigt. Auf dem Weg ins Wochenende machen die Pendler offenbar kurz Station in Leipzig. Ob sie sich ein Auto teilen? Nicht überliefert ist auch, ob sie am Freitag zum Cuba-Libre-Empfang der Zeitung Junge Welt gehen, die ihre Gründung vor 70 Jahre feiern will.
Ganz anders dürfte die AfD auf der Messe in Erscheinung treten. Die stellvertretende Bundesvorsitzende Beatrix von Storch will den Verkauf eines kritischen Buches über die Partei wegen eines Textstückes über sich selbst stoppen. Der Band „Angst für Deutschland“war am 1. März erschienen. Melanie Amann beschreibt darin die Strömungen der AfD und ihre wichtigsten Persönlichkeiten. Morgen liest die Autorin in der christlichen Begegnungsstätte „Die Brücke“, gleich gegenüber der Lukaskirche in Leipzig-Volkmarsdorf. Verleger HansPeter Übleis erklärte gegenüber dpa:
„Wir werden mit allen rechtlichen Mitteln gegen diesen Versuch, den Verkauf des Buches zu stoppen, vorgehen.“
Ob sich die AfD unter diesen Umständen auf der Buchmesse blicken lässt? Höchst unwahrscheinlich.