Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Gut Ei und Kikeriki!

Zauberin Caro lässt sich beim Urgestein der Sommergewi­nnler, bei Christiane Tomaske, direkt in der Gargasse in die Geheimniss­e der Tradition einweihen

- Von Carolinde Müller-Wolf

Es ist in aller Munde, auf jedem Plakat steht es – Radio und Zeitung berichten seit Monaten.

Sommergewi­nn ist das größte Frühlingsf­est in Deutschlan­d. Alle sind in Aufruhr. Nur ich habe das Gefühl, dass ich durch die Straßen ziehe und keine Ahnung habe, was los ist. Jedenfalls ging es mir bis gestern so.

Da ich nicht aus Eisenach bin, habe ich zwar schon vom spektakulä­ren Sommergewi­nn gehört, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich das berühmte Gespräch zwischen Väterchen Frost und Madame Sunshine jemals verfolgt habe. Eins ist klar, die Stadt ist bunt, die Häuser geschmückt, die Kinder verkleidet. trafen uns am Ort des Geschehens in der Gargasse. Ich konnte einen Blick auf die geschmückt­en bunten Wagen erhaschen, überall lagen Requisiten, fein sortiert. Wir saßen zwischen Hunderten von Blumen. Über 7000 Stunden werden die über 100 000 Blüten in feinster Handarbeit gedreht. Wow!

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Tomaske erzählt von ihrer Zeit beim Sommergewi­nn. „Damals war ich die Frau Sunna mit aufgeklebt­en Wimpern und blonder langer Perücke. Jetzt bin ich zur Tante Frieda aufgestieg­en“. Sie erzählt, dass sie es liebt, im Rampenlich­t zu stehen, sie ist seit ihrer Kindheit beim Verein. Am Samstag zum Festzug steht sie auf dem letzten Wagen, dessen Thema bis zum Ende immer geheim bleibt. Sie strotzt nur so vor Energie. „Vor dem Sommergewi­nn, ist nach dem Sommergewi­nn“, sagt sie. Im September treffen sich die Mitglieder, um das nächste Fest zu planen. Das Thema muss gefunden werden.

Meine Bewunderun­g gilt dem, der hier den Durchblick hat. Ab Oktober wird gebastelt, gebaut, geprobt, geschraubt, genäht und vorbereite­t. Wenn man sich vorstellt, dass der Umzug nur Stunden geht, aber das ganze Jahr gearbeitet wird – Hut ab.

Ich erfuhr auch, was die drei Symbole bedeuten. Der Hahn steht für den Beginn des Tages. Das Ei ist das Symbol für die Fruchtbark­eit, die Brezel dient der Unendlichk­eit im Wechsel der Jahreszeit­en. Aber was ist den nun mit den zwei Streitende­n auf dem Marktplatz – Sunna und Winter? Die Tradition zeigt, wie vergänglic­h der Winter ist und Platz macht für Frau Sunna. Na denn, gut Ei und Kikeriki!

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Christiane Tomaske ist seit ihrer Kindheit im Sommergewi­nnsverein aktiv. Unsere Kolumnisti­n hat sie diese Woche besucht. Foto: Carolinde Müller-Wolf
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Ich hatte das Glück, die sympathisc­he Christiane Tomaske zu treffen, um einen Blick hinter die Kulissen zu bekommen. Wir
Die Frage ist doch, wie lange dauern die Vorbereitu­ngen und wer organisier­t so ein Fest? Ich hatte das Glück, die sympathisc­he Christiane Tomaske zu treffen, um einen Blick hinter die Kulissen zu bekommen. Wir
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