Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Versteckte Spitzenkeramik aus Lederhose
PI Ceramic fertigt unter anderem Teile für Wasserzähler und Mikroskope. In diesem Jahr schon 20 neue Mitarbeiter eingestellt
Lederhose. Hätten Sie‘s gewusst? Jedes Mal, wenn zu Hause Wasser gezapft wird und ein moderner Wasserzähler zum Einsatz kommt, geschieht das mit Hilfe von Keramikplättchen aus Ostthüringen. Die senden durch das Anlegen einer Wechselspannung einen Ultraschallimpuls aus, mit dessen Hilfe die Menge des durchströmenden Wassers gemessen werden kann. In dem kleinen Ort Lederhose südlich von Hermsdorf hat die Firma PI Ceramic GmbH ihren Sitz. Sie entwickelt und fertigt technische Spezialkeramik, sogenannte Piezokeramik, und stellt daraus Bauelemente her.
Für das laufende Jahr peilt das Unternehmen, das 2017 seit 25 Jahren besteht und seit 23 Jahren am aktuellen Standort sitzt, einen Umsatz von mehr als 24 Millionen Euro an. Es gehört zur PI-Gruppe mit mehr als 1000 Mitarbeitern weltweit und befindet sich im Besitz dreier Familien. „Es ist hier auch genügend Platz für weitere Gebäude“, so Geschäftsführer Albrecht Otto. Mit dem Standort sei man zufrieden, die Lage an der Autobahn erleichtere vieles. So kommen mittlerweile einzelne Mitarbeiter aus Arnstadt, Erfurt oder Halle (Saale). Einzig Stromausfälle bereiten dem Unternehmen Sorgen. „Die Netzstabilität ist für uns sehr wichtig“, so Geschäftsführer Otto. Die Brennöfen laufen schließlich für einzelne Elemente mehrere Tage lang ohne Unterbrechung. Da sei es kein Problem, einen einminütigen Ausfall zu verkraften. Dauere der aber eine halbe Stunde und kühlten die Öfen in dieser Zeit ab, könnten die zu brennenden Elemente unter Umständen nur noch weggeworfen werden. Insgesamt sei der Prozess sehr aufwendig, so Betriebsleiter Pertsch. Die Funktionskeramik aus Lederhose wird zunächst aus verschiedenen Metalloxiden hergestellt, gepresst, erhitzt, wieder gemahlen und anschließend in Granulat verwandelt. Dann wird sie in Form gepresst und hinterher über einen längeren Zeitraum gebrannt. Der Prozess ist komplex, braucht Zeit und gutes Personal.
Allein in diesem Jahr haben bereits etwa 20 neue Mitarbeiter angefangen – und es könnten noch einige mehr werden. Auch von den sechs Ausbildungsstellen müssen noch vier besetzt werden. Obwohl das Unternehmen mit gut 70 Ingenieuren sehr entwicklungslastig arbeitet, bestehe durchaus ein Mangel an weiteren guten Mitarbeitern.
Von der kleinen Zahl Mitarbeiter, die vor 25 Jahren aus den Keramischen Werken Hermsdorf auf PI Ceramic umgestiegen sind, sind heute noch etwa ein Dutzend mit an Bord.
Nicht zuletzt, um mit neuen Kräften den Generationswechsel vorzubereiten, will man am 13. Mai von 10 bis 14 Uhr zum Tag der offenen Tür zeigen, was die Firma kann.