Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Zweierlei Maß

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Der Uhu soll jetzt in Thüringen das leisten, was mit dem Versammlun­gsrecht kaum möglich ist: Das Verbot des größten europäisch­en Neonazi-Konzerts.

Der behördlich­e Versuch, den Auflauf nahe Themar mittels des Vogelschut­zes zu verhindern, ist ein innovative­r Ansatz – selbst wenn er wohl noch einer gerichtlic­hen Prüfung standhalte­n muss.

Jedenfalls war gestern die Vorfreude innerhalb der rot-rotgrünen Koalitionä­re in Thüringen schon mal groß. Der Kampf gegen den Rechtsextr­emismus hat für sie Priorität.

Dafür gibt es gute Gründe.

Die Gefahr, die von Neonazis ausgeht, ist so hoch wie eh und je. Das zeigen längst nicht nur die polizeilic­hen Statistike­n und die Informatio­nen der Nachrichte­ndienste.

Allerdings messen Teile dieser Landesregi­erung offenkundi­g mit zweierlei Maß.Rechtsradi­kale Taten werden mit maximaler Empörung verurteilt. Doch wenn es um gewaltbere­iten Linksextre­mismus geht – worauf vieles bei dem jüngsten Sprengstof­f-Fund in Saalfeld hindeutet –, herrscht gepflegte Zurückhalt­ung.

Mag sein, dass sich der linke Ministerpr­äsident schon lange gegen Linksradik­ale abgrenzt. Doch einige in seiner Partei schaffen dies bis heute nicht.

Die Mutmaßung, dass ein Verdächtig­er zu einer Abgeordnet­en Kontakt hatte, erscheint dadurch erst plausibel.

Extremismu­s erfährt nicht dadurch eine Berechtigu­ng, weil er sich gegen einen anderen Extremismu­s richtet. Zumindest das sollten auch Linke aus der Geschichte gelernt haben.

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Martin Debes über den Umgang von Rot-Rot-Grün in Thüringen mit Extremismu­s

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