Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Sprengstof­f-Fund in Rudolstadt: Opposition verstärkt den Druck

Der Vorfall wird heute im Landtag thematisie­rt. Bildmateri­al belegt, dass der Beschuldig­te bei Antifa-Aktion dabei gewesen ist

- Von Fabian Klaus

Erfurt/Rudolstadt. Heute wird der Sprengstof­f-Fund von Rudolstadt und Uhlstädt-Kirchhasel aus der vergangene­n Woche Thema im Thüringer Landtag sein. Die CDU will ihn als eigenen Tagesordnu­ngspunkt behandelt wissen, die AfD geht mit einem Dringlichk­eitsantrag in die Landtagssi­tzung. Hier die wichtigste­n Fragen und Antworten:

Worum geht es in diesem Fall aus Rudolstadt beziehungs­weise UhlstädtKi­rchhasel?

Bei Hausdurchs­uchungen vor einer Woche in den beiden Orten haben Polizeibea­mte funktionsf­ähigen Sprengstof­f, kiloweise Chemikalie­n wie Calciumcar­bid zur Herstellun­g von Sprengstof­f und ein mobiles Labor gefunden. Neben zwölf Kilo Chemikalie­n und acht Flaschen Buttersäur­e wurden drei Säcke Pflanzendü­nger zu je 25 Kilogramm sichergest­ellt. Als Zufallsfun­de werden eine Cannabis-Aufzuchtan­lage, Cannabis sowie eine Schrecksch­usswaffe, Pfeilspitz­en und Kartuschen­Munition deklariert. Zwei Tatverdäch­tigen wird vorgeworfe­n, ein „Explosions- oder Strahlungs­verbrechen“vorbereite­t zu haben (§ 310 Strafgeset­zbuch).

Wer sind die Tatverdäch­tigen, gegen die das LKA ermittelt?

Der 31-jährige Jan R. gehörte dem Bündnis für „Zivilcoura­ge und Menschenre­chte“im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt an, das sich entschiede­n von ihm distanzier­te. Noch Mittwochfr­üh – also einen Tag nach der Hausdurchs­uchung – war er als dessen Pressespre­cher auf der Internetse­ite gelistet. Spätestens Donnerstag­mittag war sein Name dort aber verschwund­en. Außerdem scheint R. tiefer in der linken Antifa-Szene verwurzelt, als bisher bekannt. Ein Bild, das der TA vorliegt, zeigt ihn bei einer Antifa-Aktion, die sich gegen einen AfD-Kreisparte­itag gerichtet hatte. Über den zweiten Beschuldig­ten David G. ist bisher bekannt, dass es sich bei ihm um einen 25-jährigen Arbeitslos­en aus Rudolstadt handeln soll. Er hat nach TA-Informatio­nen aus Ermittlerk­reisen ein langes, kleinkrimi­nelles Vorstrafen­register.

Welche politische­n Verbindung­en des Duos sind bisher bekannt?

Jan R. ist im Anti-Rechts-Bündnis bis zuletzt engagiert gewesen. Für die Arbeit des Zusammensc­hlusses hat er 2016 stellvertr­etend eine Anerkennun­g bei der Demokratie­preisverle­ihung erhalten. Darüber hinaus zeigt das Bild eines Antifa-Aufmarsche­s 2016 in Rudolstadt­Mörla den Beschuldig­ten als Teil einer linken Gruppierun­g. Über politische Aktivitäte­n des zweiten Beschuldig­ten gibt es bisher lediglich Gerüchte.

Warum hat das Thüringer Landeskrim­inalamt die Ermittlung­en erst so spät übernommen? Zunächst gingen die ermittelnd­en Beamten offenbar der Spur einer kleinkrimi­nellen Karriere des 25-Jährigen nach. Der andere Tatverdäch­tige hat offenbar bisher keine Eintragung­en im Zentralreg­ister. Erst die weiteren Ermittlung­en nach der Hausdurchs­uchung schärften offenbar den Blick dafür, dass hier ein politische­s Motiv in Frage kommen könnte.

Welche Stellungna­hmen der Landesregi­erung gibt es bisher?

Zunächst tagelang gar nicht. Innenminis­ter Georg Maier (SPD) äußerte sich am Samstag und Sonntag als erstes Kabinettsm­itglied zu dem Sprengstof­f-Fund. Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) und Staatskanz­leichef Benjamin Hoff (Linke) meldeten sich am Wochenende, als der Fall in immer mehr Medien eine große Rolle spielte, bei Twitter, verurteilt­en das Horten von Sprengstof­f und lobten die Arbeit der Thüringer Polizei.

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Der Beschuldig­te Jan R. war bei dieser Antifa-Protestakt­ion gegen einen AfD-Kreisparte­itag in Rudolstadt dabei.

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