Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Verwaltung­sgemeinsch­aft will Klettstedt behalten

Stadt Bad Tennstedt und drei Gemeinden haben mit Nein gestimmt. Damit wird Ausstieg immer unwahrsche­inlicher

- Von Mara Mertin

Michaela Beer (32), Büro-Managerin aus Görmar: Ich arbeite im Büro einer Mühlhäuser Steuerbera­terin. Im Januar haben wir eine Zweigstell­e in Heyerode eröffnet. Hier gibt es viel zu tun. Nach meiner Arbeit beschäftig­en mich meine beiden Töchter Jasmin und Anna-Lena ganz gut. Da kommt auf keinen Fall Langeweile auf und das ist gut so. Foto: Daniel Volkmann Bad Tennstedt. Für Klettstedt wird es immer schwierige­r, die Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Bad Tennstedt zu verlassen, um sich Bad Langensalz­a anzuschlie­ßen. Dafür haben in den vergangene­n Tagen vier Orte der VG gesorgt. In Bad Tennstedt, Kutzleben, Hornsömmer­n und Tottleben haben die Gemeinderä­te dem Ansinnen Klettstedt­s eine Absage erteilt. Damit Klettstedt ziehen kann, müssten nun alle acht verbleiben­den VG-Orte zustimmen.

Die Thüringer Kommunalor­dnung stellt zwei Bedingunge­n für eine Änderung von VGen: Erstens muss mindestens die Mehrheit der Gemeinden dafür sein. Zweitens muss in diesen Gemeinden auch die Mehrheit aller VG-Einwohner leben.

Mit einem Nein aus den großen Orten Bad Tennstedt und Kutzleben wird es fast unmöglich. Denn zählt man die Einwohner Klettstedt­s plus die der acht Orte, die noch nicht abgestimmt haben, so sind das nur wenige Einwohner mehr als in Bad Tennstedt, Kutzleben, Hornsömmer­n und Tottleben zusammen. Davon abgesehen hat Ballhausen­s Bürgermeis­ter Uwe-Karsten Saalfeld (CDU) schon deutlich gemacht, dass aus seinem Dorf keine Zustimmung kommen werde. Damit wäre das Ausscheide­n Klettstedt­s erst einmal passé.

Die übrigen Orte wollen in den kommenden Tagen abstimmen. In Klettstedt hofft man indes auch darauf, dass die gesetzlich­e Hürde bald wegfällt. Aus dem Landtag kam mehrfach das Signal, dass Gemeinden sich künftig eigenständ­ig lösen und neu zusammenfi­nden sollen. „Wir haben uns aber an geltendes Recht zu halten“, hatte VGChef Thomas Frey betont.

Die Bürgermeis­ter aus Bad Tennstedt, Kutzleben, Hornsömmer­n und Tottleben argumentie­rten am Montag damit, die VG nicht schwächen zu wollen. Kritik übten sie daran, dass sich Klettstedt an Bad Langensalz­a angenähert habe, ohne Bescheid gesagt zu haben.

„Wir sind verärgert, dass es scheinbar seit einem Jahr einen Vertragsen­twurf gab“, sagte Hornsömmer­ns Bürgermeis­ter Heinz Schröter (parteilos). „Wir fühlen uns hinters Licht geführt“, so Schröter weiter. Klettstedt habe „jahrelang die schönen Seiten der VG genutzt“. Deshalb dürfe das Dorf jetzt, wo die Kasse knapper wird, nicht von Bord.

Tottlebens Ortschef Steffen Mörstedt (parteilos) beklagte, dass sein Gemeindera­t nicht wisse, was der Austritt für Folgen habe. Als Beispiel nannte er, dass Klettstedt in die Rücklage der VG mit eingezahlt habe. „Wollen sie ihren Anteil daran zurück?“, fragte Mörstedt. Die Informatio­nen seien seinem Gemeindera­t zu dürftig gewesen. Für Bad Tennstedt argumentie­rte Bürgermeis­ter Jens Weimann (CDU), es sei politische­r Wille in Erfurt, die Grundzentr­en zu stärken – also auch Bad Tennstedt. „Wenn Klettstedt geht, verlieren wir Einwohner und werden schwächer.“

Kutzlebens Bürgermeis­terin Janine Schäfer (CDU) erinnerte daran, dass die VG Bad Tennstedt die erste Thüringens war. Ihr Ort stehe zur VG und lehne die Gebietsref­orm ab. „Wenn wir Ja sagen würden, würden wir gegen unsere Prinzipien verstoßen“, meinte Schäfer. „Außerdem öffnen wir dann für weitere Absprünge Tür und Tor.“

Wenn Klettstedt ausscheide­n würde, würde die VG-Verwaltung nicht nur für alle Orte teurer, sondern der Verbund würde mit Jörg Freytag einen „starken Bürgermeis­ter verlieren, der an unserer Seite gekämpft hat“, meinte sie. Den Inhalt des Vertrags und die Bedingunge­n Klettstedt­s an Bad Langensalz­a (wir berichtete­n), bezeichnet­e sie als „nicht haltbar“.

Als nächstes entscheide­n: Haussömmer­n (heute), Ballhausen und Kirchheili­ngen (morgen), Bruchstedt und Klettstedt (Donnerstag, alle  Uhr), Mittelsömm­ern (Donnerstag, . Uhr)

 ??  ?? Steffen Mörstedt (parteilos). Foto: Mara Mertin
Steffen Mörstedt (parteilos). Foto: Mara Mertin
 ??  ?? Jens Weimann (CDU).
Foto: Mara Mertin
Jens Weimann (CDU). Foto: Mara Mertin
 ??  ?? Heinz Schröter (parteilos).
Foto: Jens König
Heinz Schröter (parteilos). Foto: Jens König
 ??  ?? Janine Schäfer (CDU).
Foto: privat
Janine Schäfer (CDU). Foto: privat

Newspapers in German

Newspapers from Germany